|
Philosophie - oekosozialmarkt
- Forum - Impressum
|
Concordia-Konzepte existieren
weiterhin in sogenannten Nischengesellschaften
und Alternativkulturen. Ihre Bedeutung und das
Interesse an ihnen nehmen in dem Maße zu, in
dem das geopolitische Konzept eines
Gewalt-Friedens einer einzigen Supermacht
immer deutlicher an die Grenzen seiner
nationalen Finanzierbarkeit und
internationalen Akzeptanz kommt.
Karl A. Kumpfmüller, Friede oder Ausgleich?
in:
Chaos, Hg.: Bechmann/Friedl, Graz: Leykam,
2011, S 155
|
|
|
|
Um gerecht zu
werden bedarf es allerdings mehr als
"nur" jene Grenzen anzuerkennen und zu
befolgen, die per Gesetz vorgeschrieben
werden. Erst durch den "richtigen
Gebrauch der Freiheit" - wie zB durch
"selbst gewählte" Grenzen - bringen wir unsere
Selbstverantwortung in einer lebendigen
Gemeinschaft zum Ausdruck, "denn durch Werke des
Gesetzes wird niemand gerecht".
So bringt es auch
Frédéric Lenoir in
seinem Buch über Die Lebenslehrer
"Sokrates Jesus Buddha" (ISBN 978-3-492-27321-3, S 251
f) auf den Punkt: "Wenn der Einzelne sich
wandelt und aus freien Stücken zu teilen
beginnt, dann nehmen soziale und ökonomische
Ungerechtigkeiten mit größerer Gewissheit
ab. Die direkten Anhänger, also die Jünger
Jesu und die Mönche des Buddha, gaben ein
kollektives Beispiel für den Verzicht oder
die komplette Aufteilung des Besitzes. Heute
spräche man von einem Aufruf an die
'Zivilgesellschaft', also an Einzelne, die
sich freiwillig oder ehrenamtlich für den
Fortschritt der Gesellschaft engagieren."
Um die in uns
angelegten "early
origins of human charity" wieder zu entdecken und
vermehrt lebendig werden zu lassen sollten
wir wirtschaftliche Strukturen aufbauen, die
dies begünstigen.
|
|
|
|
Bild: Roswitha Dautermann
anlässlich der Feierlichkeiten zur
Segnung ihres Kunstwerks "Der segnende
Christus" am 6. April 2008
St.
Anna am Aigen. Als der an
dieser Stelle des Kirchplatzes stehende
100jährige Lindenbaum zuletzt keine Blätter
mehr produzierte wusste erst niemand, was der
eigentliche Grund dafür war. Später wurde dann
bemerkt, dass ihm ein Blitzschlag seine
Lebensenergie raubte und man entschloss sich,
den Baum von Roswitha Dautermann in ein
Kunstwerk verwandeln zu lassen. Sie leistete
ihre Arbeit mit 3 Motorsägen als Symbol für
die heute typische Form des Wirtschaftens. Die
Arme der solcherart "erarbeiteten"
Christusfigur weisen nun einerseits zur
Kirche, also dem geistlichen Anteil unseres
Lebens und mit dem linken Arm, sowie den
Zeigefinger nach oben weisend zum Gemeindeamt,
dem weltlichen Part unseres Seins. Die dunkle,
rotbraune Stelle in der Höhe des Solarplexus
(Sonnengeflecht) ergab sich aufgrund des
Wachstums des Baums "zufällig". Insgesamt
ergibt sich somit - den "Zufällen" sei
dank - ein verbindendes, ausgleichendes
Symbol für diese Eine Welt, in der
wir leben (wollen).
|
|
|
|
In
den nachfolgenden Jahren ging "Der segnende
Christus" auf Wanderschaft und mit ihm auch die
symbolische Bedeutung der Arme: 2014,
2015,
2019
...
|
Die
Reichen spenden am wenigsten
(siehe auch: Je
reicher, desto selbstsüchtiger)
im Vergleich dazu: Das
Opfer einer Witwe (Mk
12,41-44)
|
|
|
Eine wichtige
Erkenntnis der Studie von Wilkinson und Picket
ist, dass uns Einkommensunterschiede innerhalb der
eigenen Gesellschaft weit stärker betreffen als
unterschiedliche Durchschnittseinkommen im
internationalen Vergleich. Für die Gesundheit, das
Glücklichsein und andere Aspekte des Wohlergehens
ist die Höhe des Durchschnittseinkommens weit
weniger entscheidend als die Ungleichheit. Dieser
Aspekt unterscheidet die reichen Industrienationen
von ärmeren Ländern, wo die wirtschaftliche
Prosperität nach wie vor ein sehr wichtiger Faktor
für die Befindlichkeit der Menschen ist.
aus: Im
reichen Land ist der Reiche arm dran,
WOZ, 26.5.2011 |
|
|

Am Beispiel USA ist zu erkennen, dass selbst
weit verbreitete Philanthropie nicht ausreicht,
fehlende staatliche Umverteilung inkl.
Sozialversicherung zu ersetzen. Das betrifft auch
die Bestrebungen, zu freiwilligen Spenden im
Rahmen eines effektiven Altruismus
aufzurufen. Denn, nicht ohne Grund bedienen sich
selbst staatliche Umverteilungsprogramme der
allgemeinen Besteuerung breiter, weil vorwiegend
immobiler Bevölkerungskreise. |
Als Konsumierende sind der von
unten aufbauenden OEKOnomie
des fairTRAUENs ALLE
willkommen:
|
|
Schonungslos ehrlich ist Mandeville auch, wenn
es um das Los der Armen geht in einer
Gesellschaft, wo die Laster die Wohlfahrt
garantieren. Zum einen rechnet Mandeville vor,
dass die Ärmsten heute ja reich seien im
Vergleich zu früheren Zeiten. Was vordem noch
Luxus gewesen sei, darüber verfügten jetzt die
"gewöhnlichsten und dürftigsten Kerle". Wenn
dies noch wie eine dummdreiste Negation der
sozialen Frage daherzukommen scheint, so macht
Mandeville kurz darauf klar, dass die privaten
Laster für die Armen keine Wohlfahrt
garantieren. Ähnlich wie schon Peutinger und
Poggio hat er kein Interesse an der Aufhebung
der Armut - hier wechselt Mandeville ins
Arbeitgeberlager: Die Armen sollten nur so viel
Geld bekommen, dass sie vorm Verhungern bewahrt
würden, denn dann arbeiteten sie mehr und seien
für den Fabrikherrn, der seine Ware ins Ausland
senden möchte, günstiger. Hier klingt
unverkennbar die bis heute virulente
Standortkonkurrenz an.
aus: Christoph Fleischmann, Gewinn in alle
Ewigkeit, Zürich: Rotpunktverlag, 2010, S 130
Linkhinweise:
Der Fluch der Bienenfabel
Mandeville-Paradoxon
Der unzufriedene Bienenstock,
Bernard Mandeville
|
Es gibt eine Flut von Analysen
und Lösungsvorschlägen von ökonomischen
Experten zur Zähmung oder Überwindung des
herrschenden neoliberalen Kapitalismus. Aber
es fehlt noch die trans- und interdisziplinäre
Bearbeitung, welche die Einzelforschung der
vielen akademischen Disziplinen unter dem Dach
der Friedensforschung zu einem Team
zusammenführt. Das wäre Friedensforschung auf
neuen Wegen zu einer neuen Marktlogik, zu
einem anderen Kapitalismus, oder zu einer
utopischen universalistischen
Sozialdemokratie.
Gerald Mader, in:
Die Utopie einer Welt ohne
Krieg,
Wiener Zeitung extra, 11./12. September 2010,
S 2
|
Richard
Wilkinson im Zeit-Interview "Die
Mittelklasse irrt":
Wir haben Dutzende
Studien ausgewertet, sie sprechen alle
dieselbe Sprache: Massive Ungleichheit macht
eine Gesellschaft ganz generell
dysfunktionaler. Ohne Ausnahme.
Kardinal
Gerhard Ludwig Müller im Interview
mit Radio Vatikan:
Beispiele bestehen ja auch im Thema der
sozialen Gerechtigkeit, im Ausgleich. Es ist
aber auch wichtig zu betonen: Es geht nicht
nur um die Veränderung der Strukturen, der
ökonomischen, der politischen Strukturen,
sondern um die Änderung der Mentalität.
Die
WOZ-Geschichte "Viele Gärtner, kein Garten"
anlässlich der Krawalle in Athen vom Frühjahr
2010 macht eines sehr deutlich: In
ökonomischer Hinsicht benötigen wir dauerhafte
und regional wie überregional wirkende
Strukturen, die die individuellen
Entwicklungschancen ebenso fördern wie den
nötigen Freiraum für produktivitätsfördernde
Innovationen.
|
Leben wollen!
Nicht:
Leben müssen,
weil die Flüsse
des Geldes nicht auch jene Teile dieses blauen
Planeten begrünen, die - aus welchen Gründen
auch immer - bis dato nicht so begünstigt
waren hinsichtlich Ressourcenreichtum,
politisch-demokratischer oder wirtschaftlicher
Entwicklung und daher allzu empfänglich sind
für Übervorteilung.
Der
gesellschaftliche Druck auf die Einzelnen, den
Zug in Richtung Wohlstand zu versäumen ist
verständlicherweise viel zu groß, als dass
sich diesem die meisten Menschen entziehen
können. Hilfe zur Selbsthilfe, wie sie
beispielsweise durch das ASI (Asian Social
Institute) angeboten wird, ist dabei -
bisweilen leider - nur ein Tropfen auf den
heißen Stein. Bleibt zu hoffen, dass die
Kräfte des Ausgleichs stärker wachsen als die
ihrer Gegenspieler. Doch dazu bedarf es
noch entsprechender Strukturen, Angebote und
deren rege Nachfrage.
Elmar Altvater:
Die Beschleunigung
in der Zeit und die Expansion im Raum ist
freilich ein extrem ungleicher Prozess. Trotz
hohen Wachstums in allen Weltregionen ist das
Sozialprodukt pro Kopf im Jahre 1990 in 20%
der nicht-amerikanischen Welt niedriger als
1950. Wachstum ist also keineswegs ein Synonym
für Fortschritt, für mehr Gleichheit und
Gerechtigkeit in der Welt.
Linkhinweise:
Liste
der Länder nach Einkommensverteilung gereiht
Generation
Praktikum
...
über die Ursprünge des Pesachfestes
Der
weibliche Aspekt der Gottheit
Jesus
und Buddha. Ein Patt: "... beschreibt
Dupuis seinen Vier-Stufen-Weg so:
'Evangelisieren heißt zuallererst,
christliches Zeugnis ablegen. Zweitens heißt
es, sich für Gerechtigkeit und die Befreiung
der Menschen von ungerechten Praktiken
einzusetzen. An dritter Stelle folgt der
interreligiöse Dialog und schließlich - das
heißt in der Reihenfolge der Prioritäten erst
an vierter Stelle - kommt die Verkündigung.'"
ksoe:
Stellungnahme vom 14. Mai
2008 zum Begutachtungsentwurf über die
Einführung einer bundesweiten
bedarfsorientierten Mindestsicherung
Muslim
Jewish Conference
|
|
|


|
Die Notwendigkeit eines Ausgleichs
von Marktmacht im Sinne des
eingangs erwähnten Zitates
aus dem 2. Korintherbrief ergibt sich ganz
offensichtlich auch aus der (von der Technik
forcierten) Unkultur der Finanzmärkte,
Tendenzen zu verstärken. Ob Blasenbildung oder
Zahlenimplosion, beide Richtungen sind nicht
gerade förderlich, wenn es um Krisenvermeidung
geht - zum Wohle des Vertrauens zwischen den
Marktteilnehmenden.
Bild unten: ökoenergie,
Nr. 86, März 2012, S 8
|
|
Der Einzelne braucht alle anderen, um seine
Identität und Individualität entwickeln zu
können.
In einer solchen Gesellschaft würde sich der
Einzelne nicht als "Ich" definieren, das sich
von anderen abgrenzt, sondern durch den Beitrag,
den er zum Gelingen des Ganzen leisten kann.
Genau dieses ist im Menschen angelegt, nach
etwas zu suchen, was ihn mit anderen verbindet.
Das kann man Gemeinsinn nennen oder auf einer
höheren Ebene Sinnsuche: Suche nach dem
gemeinsamen übergeordneten Sinn, der verbindet.
Da kommt man schnell in Bereiche, wo Menschen
sich mit etwas verbinden, was größer ist als
sie. In den Religionen ist das passiert.
Allerdings verlieren diese ihre Spiritualität,
sobald sie selbst Herrschaftsstrukturen
ausbilden. Dann wird die spirituelle Bewegung
zur Religion, die dem Einzelnen nicht genug
Freiheit lässt.
Der Mensch ist
nur gleichzeitig frei und verbunden, wenn er
noch spirituell unterwegs ist und noch nicht in
einer institutionalisierten Bewegung verbunden
ist, die man dann Religion nennt. Ein
Mindestgrad an Institutionalisierung ist nötig,
aber eine, die von den Menschen immer wieder neu
gelebt wird - und nicht Strukturen, die sich aus
sich selbst nähren und nur mehr um des
Verwaltens und Herrschens willen existieren.
Dann besteht der Sinn des Verwaltungsapparats
darin, dass er den Verwaltungsapparat erhält.
Gerald Hüther, in: Das Hirn will verbunden
sein und frei, SN, 21.5.2011, S 13
|
|
|
Was macht, daß Strom und
Meer vermögen,
König zu sein den hundert Flußtälern?
Weil sie gut sind im Niedrigsein,
Darum vermögen sie,
König zu sein den hundert Flußtälern.
(Kap 66 § 158)
Deshalb:
Wer dem Volk will über sein,
Stellt sich in seinem Wort ihm unter.
Wer dem Volk voran sein will,
Stellt sich mit seinem Selbst dahinter!
(Kap 66 § 159)

|
Aus dem Heiligen Buch vom Weg
und von der Tugend
[Tao-Tê-King]
Wer etwas tut,
zerstört es;
Wer etwas festhält, verliert es.
(Kap 64 §
153)
Deshalb, der
Heilige Mensch
Ist ohne Tun und darum ohne Zerstörung,
Ist ohne Festhalten und darum ohne Verlust.
Das Volk jedoch, wenn es ein Werk verfolgt,
Zerstört es ständig, wenns beinah vollendet
ist.
Gib acht auf das Ende wie das Beginnen,
So kann dein Werk dir nicht mißlingen!
(Kap 64 §
154)
Deshalb, der
Heilige Mensch
Begehrt, nicht zu begehren;
Schätzt schwer erlangbare Güter nicht;
Lernt, nicht zu lernen;
Kehrt sich zu dem, woran die Menge
vorübergeht.
So stützt er der zehntausend Wesen natürliches
Weben,
Aber wagt nicht zu tun.
(Kap 64 §
155)
Wohl! Ich habe
drei Kostbarkeiten,
Die ich mir halte und hüte.
Die erste heißt: Barmherzigkeit;
Die zweite heißt: Mäßigkeit;
Die dritte heißt: Nicht wagen, dem Reich
voranzugehen.
Barmherzigkeit -
darum vermag ich, mutig zu sein;
Mäßig - darum vermag ich, großzügig zu sein;
Nicht wagend, dem Reich voranzugehn -
Darum vermag ich, Leiter zu sein den
'Geräten'.
Doch heutzutage
ist man mutig
Unter Verzicht auf Barmherzigkeit;
Ist man großzügig unter Verzicht auf
Mäßigkeit;
Geht man voran unter Verzicht auf Zurückstehn
-
Das wird zum Tode führen!
(Kap 67 § 162)
entnommen aus:
Lao-tse, Tao-Tê-King, Stuttgart: Reclam, 1999,
S 93, S 95 und S 96
|
|
|
|