Auf
den Trümmern jener Epoche, aus der Bekämpfung und Überwindung
ihres Geistes - oder Ungeistes - entstand unsre jetzige Kultur,
entstanden der Orden und Kastalien. Nun hängt es mit unsrem
geistigen Hochmut zusammen, daß wir der Weltgeschichte,
namentlich der neueren, beinahe so gegenüberstehen, wie
etwa der Asket und Eremit des älteren Christentums dem Welttheater
gegenüberstand. Die Geschichte scheint uns ein Tummelplatz
der Triebe und der Moden, der Begehrlichkeit, der Habgier und
Machtgier, der Mordlust, der Gewalt, der Zerstörungen und
Kriege, der ehrgeizigen Minister, der gekauften Generäle,
der zusammengeschossenen Städte, und wir vergessen allzu
leicht, daß dies nur einer ihrer vielen Aspekte ist. Und
wir vergessen vor allem, daß wir selber ein Stück
Geschichte sind, etwas Gewordenes, und etwas, das zum Absterben
verurteilt ist, wenn es die Fähigkeit zu weiterem Werden
und Sichwandeln verliert. Wir sind selbst Geschichte und sind
an der Weltgeschichte und unserer Stellung in ihr mitverantwortlich.
Am Bewußtsein dieser Verantwortung fehlt es bei uns sehr. |
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Aus dem einleitenden
Text des Verlages:
Mit seinem Alterswerk Das Glasperlenspiel hat Hermann
Hesse in den Jahren 1930 bis 1942 eine Gegenwelt zum Zeitalter
des Faschismus und zum kommerziellen Kulturbetrieb der Gegenwart
entworfen. "Es galt für mich", schrieb er rückblickend,
"einen geistigen Raum aufzubauen, in dem ich leben und atmen
konnte. Allen Vergiftungen der Welt zum Trotz mußte ich
das Reich des Geistes und der Seele als existent und unüberwindlich
sichtbar machen, so wurde meine Dichtung zur Utopie, das Bild
in die Zukunft projiziert, die üble Gegenwart in eine überstandene
Vergangenheit gebannt."
Weil es für Hesse keinen Fortschritt gibt ohne die Verwirklichung
von Utopien, hat er inmitten von Chaos und Anarchie mit der Pädagogischen
Provinz Kastalien das Modell eines alternativen, von staatlichem
Dirigismus nicht beeinflußbaren Bildungssystems entworfen.
Die in Kastalien entwickelte und praktizierte Technik des Glasperlenspiels
zielt darüberhinaus auf eine interdisziplinäre Vernetzung
von Kunst und Wissenschaft, Mathematik und Musik. Die durch fortschreitende
Spezialisierung auseinanderdriftenden Disziplinen der Natur-
und Geisteswissenschaften können dabei mit Hilfe einer universellen
Zeichensprache wieder verbunden und sich ihrer gemeinsamen Struktur
bewußt werden. |