Mit der Zerreißprobe entsagte er 1970 dem Aktionismus
österreichischer Sonderlichkeit als Ausdrucksform des Unbehagens
mit dem Ich und all den Anderen. 1971 notierte er Irrwisch,
sein erstes Bilder-Buch - und hatte damit seine Form gefunden.
Viele weitere Bild-Dichtungen entstanden als drangvolles Festlegen
von Eigenem, kommentierendes Zitieren der Anderen, revidierendes
Entblößen, entäußerndes Suchen.
Und die Brussche Formfindung erwies sich als offen genug,
zu subsumieren, was immer auch die Selbstbespiegelung zutage
förderte: das Bangen der katholisch geprägten Seele
im aktionsgeschundenen Künstlerleib, die nicht abklingen
wollende Erregung ob der Rahmenbedingungen des Daseins, den Widerstand
gegen den tödlich dumpfen Alltag.
"Dieses Land ist eine Dunkel- und Dünkelkammer,
ein Untertagbauland, wo Vorurteile geschürft, nicht aber
abgebaut werden", schreibt Brus 1998. Er hätte den
Satz auch 1968 schreiben können, als Staatsbürger Brus,
der seinen Körper betrachtet, oder als Exilregierender von
Berlin aus oder auch erst nächstes Jahr. Und da er sich
nicht verdrängen ließ und das schon gar nicht vorauseilend
selbst getan hat, blieb nichts, als ihn auszuzeichnen. Und dekoriert
mit dem großen Staatspreis der Dünkelkammer fertigt
er seine Kunststücke jetzt eben etabliert anstatt verhaftet.