Knechtschaft "dank" manischer Logik zur Expansion

Brenda Hilbrich, die bei Borders Books and Music in Manhattan arbeitet, erklärt, wie schwer es ist, die Qualität ihrer Arbeit mit einem Gefühl des persönlichen Erfolgs in Einklang zu bringen: "Man steckt in diesem Widerspruch: 'Ich sollte eigentlich etwas Besseres machen, aber ich finde keinen anderen Job.' Also sagt man sich: 'Ich bin nur vorübergehend hier, weil ich etwas Besseres finden werde.'" Dieses von den Mitarbeitern verinnerlichte Gefühl permanenten Übergangs ist für die Arbeitgeber im Dienstleistungssektor sehr bequem. Sie brauchen weder Lohnerhöhungen noch Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten, denn es gibt keine dringende Notwendigkeit, Arbeitsplätze zu verbessern, von denen jeder annimmt, dass sie nur vorübergehend sind. Laut Jason Chappell, einem anderen Verkäufer von Borders, tun die Einzelhandelsketten ihr Möglichstes, um dieses Gefühl des Übergangs bei ihren Arbeitskräften zu verstärken, damit sie weiter daraus Gewinn schlagen können. (S 245 f)

Das Personal von McDonald´s und Starbucks verdient oft weniger als die Arbeitskräfte in selbstständigen Restaurants oder Cafés. (S 247)

Im Gegensatz zu der Zeit, als Angestellte noch stolz auf das Wachstum ihres Unternehmens waren, weil sie es als Ergebnis einer erfolgreichen Gemeinschaftsleistung ansahen, finden viele Angestellte heute, dass sie in direkter Konkurrenz zu den Expansionsplänen ihres Arbeitgebers stehen. "Wenn Borders in einem Jahr 38 neue Geschäfte eröffnen würde statt 40", überlegte Jason Chappell, "dann könnten sie uns eine schöne Lohnerhöhung gewähren. Im Durchschnitt kostet es sieben Millionen, ein Superstore zu eröffnen. Die Zahlen stammen von Borders selbst. ..."
"Aber", unterbrach ihn Brenda, "wenn du ihnen das direkt sagst, sagen sie: 'Ja, aber das sind dann zwei Märkte, in die wir nicht reinkommen.'"
"Wir müssen Märkte sättigen", sagte Chappell und nickte.
"Ja", fügte Brenda hinzu, "wir müssen gegen Barnes & Noble konkurrieren."
Die Angestellten, die in den großen Ketten arbeiten, sind nur allzu vertraut mit der manischen Logik der Expansion. (S 250 f)

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G emeinschaftliches
W irtschaften mit
N achhaltigkeit

Denn wo Neid und Eigennutz ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat.
> Jak 3,16

Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.
> Jak 3,18

Texte entnommen aus:

Naomi Klein, No Logo!, München: Goldmann, Jänner 2005, 3. Aufl.

Die transnationalen Konzerne, die über mehr als 33 Prozent des Welt-Produktivvermögens verfügen, stellen nur 5 Prozent der Weltarbeitsplätze. Und obwohl das Gesamtvermögen der 100 größten Konzerne der Welt zwischen 1990 und 1997 um 288 Prozent stieg, wuchs die Zahl der in diesen Konzernen Beschäftigten während dieses immensen Wachstums nur um knapp neun Prozent. (S 273 f)
Unsere freien Märkte verkünden heute die unmissverständliche Botschaft, gute Arbeitsplätze seien schlecht für das Geschäft und schlecht für "die Wirtschaft" und müssten deshalb um jeden Preis vermieden werden. Auch wenn dieser Lehrsatz kurzfristig unbestreitbar Rekordgewinne eingebracht hat, könnte er sich durchaus als eine strategische Fehlkalkulation unserer Industriekapitäne erweisen. Wenn sie sich nicht mehr mit ihrer Rolle als Schöpfer von Arbeitsplätzen identifizieren, machen sich die Unternehmen nämlich verwundbar für die Gegenreaktion einer Bevölkerung, der bewusst wird, dass ihr auch eine gute volkswirtschaftliche Lage kaum nachweisbare Vorteile bringt. (S 274 f)