Alle Macht den aufgeklärten globalen Dorfgemeinschaften

Es soll nun in den folgenden Ausführungen gezeigt werden, daß und warum es ein Mangel an politischem Blick und politischer Wachsamkeit ist, wenn ein Volk die Aussprache und Entscheidung über das Problem der wirtschaftlichen Macht den Fachleuten überlässt. Gewiß, es kann nur nützen, wenn die Fachleute mitreden und wenn man auf sie hört. Wenn es sich aber darum handelt, wildwachsende Machtgebilde entweder ihrer Macht zu berauben oder aber sie daran zu verhindern, die soziale Ordnung zu sprengen, sie vielmehr in eine übergeordnete allgemeine Ordnung einzubinden, dann müssen sehr viel stärkere Kräfte aufgeboten werden, als diejenigen sind, über die ein "brain-trust", d. h. ein paar Dutzend fähige Vertreter der Wissenschaft und der Ministerialbürokratie verfügen. Wie man auch immer die Aufgabe anpacken will, ob man es z. B. darauf ablegt, auf den vermachteten oder machtbedrohten Märkten die Voraussetzungen eines wirksamen Wettbewerbs wiederherzustellen und dadurch die Machtbildungen aufzulösen, zu zerstäuben oder zu verhindern, oder ob man es vorzieht, die Machtgebilde in ihrem Verhalten durch politische Instanzen kontrollieren zu lassen, die stärker und mindestens ebenso aktiv sind, oder ob man es endlich für zweckmäßig hält, die Macht in andere und zwar öffentliche Hände zu legen - wobei man in den letzteren Fällen jeweils Vorsorge gegen ein Überwuchern und gegen einen Mißbrauch der ad hoc geschaffenen Hoheitsbefugnisse treffen muß -, kurz, wie man auch immer diese Aufgabe anpacken will, sie kann jedenfalls nur gelöst werden, wenn die betreffende politische Linie von breiten Kreisen der Bevölkerung mit Bewußtsein und Überzeugung unterstützt wird. Machtfragen sind Gemeinschaftsfragen, und diejenigen, die überwältigt werden und die Zeche zu bezahlen haben, wenn es nicht gelingt, den Angriff abzuwehren, sind wir alle.


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Entnommen aus:

Franz Böhm, Entmachtung durch Wettbewerb, Hrsg. Traugott Roser, Walter Oswalt, Berlin: LIT Verlag, 2007, S 64 f