Etwas
tiefer schürfend und in Bezug auf Geld schrieb bereits Alfred
Adler (1927):
In
unserer Kultur spielt nun eine Sache eine Rolle, die man allerdings
manchmal als zaubergewaltig empfinden könnte. Das ist das
Geld. Viele meinen, daß man mit Geld alles machen
kann, und da ist es nicht zu verwundern, wenn sich Ehrgeiz und
Eitelkeit in irgendeiner Weise auch mit Geld und Eigentum beschäftigen.
So ist jenes rastlose Streben nach Besitz zu verstehen, daß
man fast meinen könnte, es sei pathologisch oder rassenmäßig
begründet. Es ist aber auch diese Erscheinung nichts als
Eitelkeit, die bewirkt, daß einer immer mehr zusammenraffen
will, um auch von dieser Zauberkraft etwas in der Hand zu haben
und sich dadurch erhaben zu fühlen. Einer dieser sehr reichen
Menschen, der, obwohl er eigentlich schon genug haben sollte,
immer mehr dem Geld nachjagte, gestand nach anfänglicher
Verwirrung schließlich: "Ja, wissen Sie, das ist eben
die Macht, die einen immer wieder von neuem anzieht." Dieser
Mann hat es gewußt, aber viele dürften es nicht wissen.
Der Besitz von Macht ist heute so sehr mit Geld und Eigentum
verknüpft, das Streben nach Reichtum und Besitz erscheint
vielen so natürlich, daß man es gar nicht mehr merkt,
wie so viele, die dem Geld nachjagen, von nichts anderem als
von ihrer Eitelkeit getrieben werden.
Alfred
Adler, Menschenkenntnis,
Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1994, S 191 f, ISBN
3-596-26080-9