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Ein Auszug aus dem Artikel:

Eitelkeit als Stolperstein für Manager

... "Schon in den 70er-Jahren sind Eitelkeitsdelikte ein Thema gewesen und jetzt als Folge der New Economy. Und sie werden es wohl noch die nächsten fünf Jahre bleiben."

In einigen Bereichen der Wirtschaft seien sie bis zu 400 Prozent angestiegen. Pelzmann ist zwar der Meinung, dass ohne Eitelkeit niemand an die Spitze komme, denn sie sei ein ungeheurer Motor und jeder, der erstklassig werden wolle, brauche sie.

< Nutzen

Schubkraft Eitelkeit
"Ohne die enorme Schubkraft der Eitelkeit und den Drang, wichtig zu sein und im Vordergrund zu stehen sowie den Applaus der Medien und des Publikums zu bekommen, wären ein Karajan und ein Ricardo Muti nie so weit gekommen."
Doch sie differenziert zwischen einer konstruktiven und einer ruinösen Eitelkeit. Große Führungskräfte, wie die beiden Musiker, hätten ständig Umgang mit Leuten gepflegt und gesucht, die sie offen auf Fehler aufmerksam gemacht haben. Ganz anders verhalten sich Führungskräfte mit ruinöser Eitelkeit: Sie errichten eine Mauer der Abschirmung gegen Kritik um sich.
Und Pelzmann hat dazu ein aktuelles Beispiel: "In Österreich gibt es einen jungen Minister, der von den Medien zum Star gemacht wurde. Man erzählt sich, dass ihm ein enger Mitarbeiter eines Tages sagte: 'Jetzt hast du einen Elfmeter verschossen.' Daraufhin habe er mit ihm lange nicht gesprochen. Wer auch immer den Jungstar auf einen Fehler aufmerksam machte, hat Probleme bekommen und ist heute nicht mehr in seiner Nähe."
Ruinöse Eitelkeit erkenne man daran, dass Menschen nie im Leben gelernt hätten, einen Fehler als Fehler zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen. Sie wissen alles besser, sehen Fehler - wenn man sie darauf aufmerksam macht - nie ein, sondern vertuschen sie.
Pelzmann: "Ein ruinös eitler Mensch widmet alle (finanziellen) Ressourcen um, um seine eigene Unfehlbarkeit zu verteidigen." Doch dieses Verhalten zeige sich nicht erst in Machtpositionen, sondern schon viel früher. Die Professorin erinnert sich an einen begabten Studenten, der einen Fehler nicht zugeben konnte. Pelzmann vergleicht die Situation der letzten Jahre mit einem Piloten, der von seinem Armaturenbrett nur die Schönwettermeldungen abliest und immer wegschaut, wenn Sturmwarnungen kommen.
Es käme nicht von ungefähr, dass die wachstumsfreundliche New Economy ein Biotop für die ruinöse Spielart der Eitelkeit unter Managern wurde, denn Börsianer und Medien haben nur Schönwetternachrichten erwartet. "Die ruinöse Eitelkeit ist blind gegenüber Risiko, macht Kritiker mundtot und schart ausschließlich Menschen um sich, die Beifall spenden", erklärt die Wirtschaftspsychologin.

Konstruktiv eitel
Die Bilanzskandale seien Eitelkeitsdelikte und Grund dafür, dass wir schwer aus der Rezession kommen. Im Gegensatz dazu bezahlen konstruktiv eitle Führungskräfte sogar Mentoren und Berater dafür, dass sie sie auf Fehler aufmerksam machen und Alarm schlagen. "Dadurch schützen sich Führungskräfte gegen die eigene Eitelkeit." ...

entnommen aus:
Der Standard, Bildung & Karriere, 30./31. 8. 2003, C 16

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