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H. G. Wells - Die Zeitmaschine

Die Geschichte des vorliegenden Buches ist selbst schon erzählenswert. Es wurde 1975 in erster Auflage im Verlag Das Neue Berlin gedruckt. Im Verweis auf das Copyright steht auf der letzten Seite dieser Hinweis: "Der Vertrieb in der Bundesrepublik Deutschland, in West-Berlin und im gesamten westlichen Ausland ist nicht gestattet." Wie passend zum Inhalt dieses Buches. Und wie schnell sich doch die Zeit und ihre politischen Dimensionen verändern.

Aus diesem Grund gefällt mir auch der Epilog ganz besonders. Auf den Seiten 167 ff lesen wir da folgendes:

Huxley hatte die These aufgestellt, daß ein harmonisches "Bündnis" von Arbeit und Kapital die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft löst. Die Falschheit dieses Standpunktes zeigt Wells in der "Zeitmaschine" in satirischer und zugleich logisch konsequenter Weise.

Wozu ein solches "Bündnis" - einmal vorausgesetzt - führen kann, erfährt der Zeitreisende in der Welt des Jahres 802701. In dieser Welt leben zwei Arten von Menschen: die schöngeistigen, unwissenden, gefühlsarmen und kraftlosen Elois und die tierähnlichen, mit einem Fell bedeckten Morlocken. Diesen Zustand der Menschheit findet der Zeitreisende vor, und er hatte gehofft, in ein utopisches Reich zu gelangen, in dem die Vernunft gesiegt hat. Wie ist es dazu gekommen? Er denkt über die Geschichte der Menschheit nach und erklärt schließlich deprimiert, warum er so enttäuscht ist.

"Der große Triumph der Menschheit, von dem ich geträumt hatte, nahm in meinem Geist einen anderen Ausdruck an. Er war kein solcher Triumph der moralischen Erziehung und allgemeinen Zusammenarbeit gewesen, wie ich gemeint hatte. Statt dessen sah ich eine wirkliche Aristokratie, die mit einer vollkommenen Wissenschaft bewaffnet war und das Industriesystem von heute zu einem logischen Schluß ausarbeitete. Ihr Triumph war nicht nur ein Triumph über die Natur gewesen, sondern ein Triumph über die Natur der Mitmenschen."

Der "logische Schluß" von der kapitalistischen Gesellschaft auf die Zukunft bedeutet nichts anderes, als daß die Verewigung der Klassen bis in das Jahr 802701 zu einem Verlust der Menschlichkeit geführt hat. Und in der Tat: weder die Elois noch die Morlocken können wir als Menschen bezeichnen. Die Elois sind unbedenklich spielende, schwache Wesen, die menschliche Gefühle verloren haben. Als ein kleiner Eloi zu ertrinken droht, kümmert sich niemand darum. Ihr rein auf Spielen reduziertes Leben hat jegliche moralischen Gefühle verschwinden lassen. Das einzige Gefühl, das sie noch besitzen, ist das der Angst vor den Morlocken. Die Morlocken, einstmals Bewohner der oberen Welt, waren Menschen. Aber sie arbeiteten - die Ventilationstürme sind ihre Produkte -, und andere eigneten sich die Früchte ihrer Arbeit an. Von Generation zu Generation wurden immer mehr Massen von Proletariern unter die Erde getrieben. Sie verwandelten sich in halbtierische Wesen, die in der Nacht auf der Oberwelt erscheinen, um Elois als gemästetes Vieh zu jagen. Nach Wells vollzieht sich also die Entwicklung der Menschheit mit entsprechenden biologischen Veränderungen. Jede Fähigkeit und ihre Organe, insofern sie nicht benutzt wurden, verkümmerten vollends. Die Familie als soziale Institution zerbrach, daher sind männliche und weibliche Elois nicht zu unterscheiden. Das sind die biologischen Folgen der sozialen Veränderungen.

Soweit das Zitat aus dem Epilog.

Interessant sind ja auch die Rückblicke in die Vergangenheit und deren Bezüge auf die Gegenwart um das Jahr 2010 bezüglich der Auswirkungen der Finanzkrise auf die Budgets der folgenden Jahre. Hier ein Blick auf den letzten französischen Kaiser des Ancien Régime, Ludwig XVI.:

Die heutige Sicht auf Ludwig XVI. ist differenziert; Historiker sehen in ihm einen ehrlichen Menschen mit guten Absichten, der jedoch an der Unmöglichkeit scheiterte, die Privilegien der oberen Stände Adel und Klerus zu beschneiden, um den drohenden Staatsbankrott abzuwenden und die Monarchie im nötigen Maß zu reformieren. Als Vertreter des Ancien Régime wurde er von den immer radikaler werdenden Kräften dafür in Verantwortung genommen.

Ludwig selbst war populär und stand den Reformen der Revolution zunächst aufgeschlossen gegenüber. Dies hatte er bereits mit der Abschaffung der Folter bekundet, auch schuf er öffentliche Arbeitsplätze, indem er beispielsweise Notleidende, die für einen gerechten Lohn arbeiten sollten, Sümpfe entwässern ließ. Doch die in der Revolution geforderte Volkssouveränität war ein deutlicher Bruch mit den damals gültigen Prinzipien der Monarchie. Entsprechend wurde die Revolution von der herrschenden Elite Frankreichs und den übrigen europäischen Herrschern abgelehnt.

Quelle: Wikipedia, 21.12.2010, 12:05 MEZ

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