Gedanken zur Psychologie der Mobbenden

Im Sinne einer wissenschaftlich fundierten Präventionsarbeit fehlen insbesondere Untersuchungen hinsichtlich der Psychologie der Mobbenden. So erscheinen derlei kritische Hinweise durchaus legitim: "Ein offenes Problem der bisherigen Mobbingforschung ist auch, dass all ihre Erkenntnisse aus der Betroffenenperspektive und nie aus der Perspektive der 'Täter' erhoben und entwickelt wurden. Über deren Motive, Bewältigungsstrategien und eventuelle Belastungen ist nichts bekannt."
(Zitat: Gesine Grande, Zwei Seiten sozialer Beziehungen: Mobbing und soziale Unterstützung, in: B. Badura/T. Hehlmann, Betriebliche Gesundheitspolitik, Berlin: Springer, 2003, S 136)

Bei der kritischen Beleuchtung seiner eigenen Erfahrungen als "Schüler und Mitarbeiter von Reinhard Tausch" hinsichtlich seiner Aktivitäten bezüglich der Demokratisierung von Charakterstrukturen schreibt Friedemann Schulz von Thun zu seinem ersten Punkt seiner Reflexionen:

"Jedoch liegen die Ursachen für Kommunikationsfehler meist 'tiefer', ist die Art, wie wir senden und empfangen, ein tief eingewurzelter Teil unserer Gesamtpersönlichkeit. So mag eine herabsetzende oder überhebliche Art, mit anderen umzugehen, von dem heimlichen Wunsch beseelt sein, die eigene Selbsterhöhung durch das Herabdrücken des anderen zu betreiben.

Wieder begegnen wir hier dem Minderwertigkeitsgefühl, dessen Linderung durch die Entwertung anderer (vorübergehend) erreicht wird (Adler). Demselben Ziel kann die Bevormundung anderer und die ständige Suche nach der Oberhand dienen. Erneut stehen wir hier vor der schon auf S 124 formulierten Erkenntnis: Das Lernziel 'Kommunikationsfähigkeit' braucht ein Curriculum, das die seelische Gesundheit der Gesamtpersönlichkeit fördert. Mit anderen Worten: Selbsterfahrung und Selbstakzeptierung haben der Einübung eines neuen Verhaltens voraus- oder zumindest mit ihr einherzugehen."
(Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden, Störungen und Klärungen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1999, S 166)

Doch auch dann, wenn die Psychologie und die verhaltens(mit)bestimmenden Rahmenbedingungen von Mobbenden genauer untersucht wurden ist eine mögliche Verhaltensänderung zunächst abhängig von deren (mangelnden) Einsicht, sich ändern zu sollen. Für sie ist ihre Welt ja in Ordnung. Womit wir wieder am Ausgangspunkt angelangt wären.