Leben
ohne Chef und Staat
Der
Anarchismus ist eine einfache Idee. Ein jeder kann sie verstehen,
ohne studiert zu sein. Diese Idee leuchtet sogar Kindern ein:
das Beispiel der Communidad del Sur zeigt dies. Für
Anarchisten ist Politik nicht die Kunst des Regierens, die nur
Berufspolitiker (angeblich) beherrschen, sondern die Kunst des
Zusammenlebens in der Gesellschaft. Die Kunst, miteinander umzugehen
und die Verschiedenheiten von Menschen und sozialen Gruppen dabei
zu respektieren - solange keine auf Kosten der anderen lebt,
keine andere beherrscht. Das und nichts anderes wäre Anarchie,
und ein solcher Politikbegriff beginnt nicht im Plenarsaal, sondern
vor der eigenen Haustür. Besser gesagt: zunächst einmal
dahinter...
Die
Vorzüge einer solchen Gesellschaftsform, eines solchen Politikbegriffs
liegen auf der Hand. Man muß sich nur einmal vorstellen,
welche unglaubliche Aneinanderkettung von Ungerechtigkeiten,
Kriegen, Massakern, Ausbeutung, Hunger und Elend die staatliche
Politik uns seit Jahrhunderten zumutet. Angenommen, die Anarchisten
würden in einer imaginären Diskussion ein s o l c h
e s Gesellschaftssystem vorschlagen, wie es staatlicherseits
heute allüberall besteht, sie würden mit Recht ausgepfiffen
werden. Der Chor ihrer Gegner würde sich überschlagen
und ihnen vorhalten, ein System, in dem täglich zigtausende
Menschen Hungers sterben, könne doch nicht menschlich sein
und ein solcher Vorschlag sei unseriös. Recht hätten
sie! Ein solches System i s t eine einzige Katastrophe und wir
leben mittendrin.
(S 105 f)
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Horst Stowasser,
Leben ohne Chef und Staat: Träume und Wirklichkeit der Anarchisten,
Berlin: Kramer, 1993
"Und
je strenger eine Firma ihren Zusammenhalt pflegt, je mehr sie
auf der Einhaltung von Regeln besteht, desto besser ist sie beraten,
Freiräume, die bis zur Anarchie gehen können und vielleicht
sogar müssen, zu ermöglichen."
Franz Schuh, in: > Ach, mein freier Raum, Spectrum, 1. 3. 2008, S I
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