Leben
ohne Chef und Staat
Politik
ist kein Kinderspiel - oder doch? Es kommt darauf an, was man
unter Politik verstehen will. Die Anarchisten haben das immer
eher locker gesehen; das mit der Politik und das mit den Kindern.
Man
hat sich nachgerade daran gewöhnt, unter Politik das zu
verstehen, was die Regierung tut. Wahlen, Gesetze, Parlament
und Tagesschau. Ist d a s wirklich Politik? Spiegelt Herr Novotny
oder Panorama u n s e r Leben wider? Wohl kaum. Je weiter Politik
von unserem Leben weg angesiedelt und hingestellt wird, desto
weniger haben wir damit zu tun. Und daß wir wenig damit
zu tun haben sollen, ist Methode. Gerade auch in unseren modernen
Demokratien. Das Zauberwort heißt >delegieren<: das
Abtreten von Macht. Das Überlassen von Entscheidungen. Unser
Schicksal in die Hände von Fachleuten legen, die´s
eh´ besser können. Das ist ein Trick. Er beläßt
den Menschen die Illusion, selbst der Schmied ihres Glückes
zu sein und zementiert zugleich die Form von Herrschaft, die
von allen die hinterlistigste ist: die parlamentarische Demokratie,
in der die Macht vom Volke a u s g e h t, aber nicht bei ihm
bleibt.
(S 105)
Fortsetzung |
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Das Spiel ist
die Grundlage der libertären Erziehung
Horst Stowasser,
Leben ohne Chef und Staat: Träume und Wirklichkeit der Anarchisten,
Berlin: Kramer, 1993 |