Was
bedeuten die Gewinne bzw. Verluste der Finanzmärkte realwirtschaftlich?
Sicher bedeuten sie mikro-ökonomisch für den Spekulanten
eine uneingeschränkte Vermehrung bzw. Verminderung des Vermögens
und der damit gegebenen Macht. Aber diese mikro-ökonomische
Vermehrung und Verringerung des Vermögens ist nicht losgelöst
von jener in der Realwirtschaft.
Wenn es kurzfristig sinnvoll ist, auf den Finanzmärkten
zu investieren, dann ist klar, dass in demselben Umfang nicht
im Bereich der Güter und Dienstleistungen investiert wird.
Die Realwirtschaft wächst, wenn investiert wird, und das
heißt: wenn Investoren und Produzenten die spezifischen
Risiken der Realwirtschaft eingehen. (S 193)
An
den Finanzmärkten geht es im Grunde um Kauf und Verkauf
von Zukunft. Während Investitionen in der Realwirtschaft
den Investor für die Dauer des Produktions- und Vermarktungszyklus
festlegen, also Zukunft nur für das schmale Segment des
spezifischen Produkts öffnen, ist die Finanzinvestition
beweglich, kann sich auf verschiedene Zukünfte erstrecken
- auf spezifische Gewinnerwartungen wechselnder Produkte, sei
es der Finanzindustrie, sei es beliebiger Güter und Dienstleistungen
der Realwirtschaft. Das bedingt einen jeweils anderen Umgang
mit Erwartung und Vertrauen. Auch die Realinvestition spekuliert
mit der Erwartung, der Produktions- und Vermarktungszyklus werde
wie geplant ablaufen, aber dieses Vertrauen in die Faktoren der
Produktion und Vermarktung ist auf eben diese Faktoren beschränkt.
Hingegen spekuliert der Finanzinvestor auf das Vertrauen in die
Geltung des Geldes und auf die Fähigkeit der Schuldner zur
Schuldbedienung, tendenziell unabhängig von konkreten Produkten
und Märkten. (S 192) |
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