G E S T A L T - K U N S T - K U L T U R

 

geordnete Beziehungen

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Die vorliegenden "Urlaubsreflexionen" aus dem Valle Gran Rey auf La Gomera vom August 2002 sind weitgehend unredigiert. Mir ist bewußt, dass sie insbesondere bei der einheitlichen Verwendung von Bezeichnungen möglicherweise "unsauber" formuliert sind. Doch daran soll die Qualität des Versuchs einer Botschaft nicht scheitern. Im übrigen sind Bezeichnungen, Beschreibungen in der Welt des Kreativen ohnehin unvollkommen und, wenn überhaupt, nur in ihrem kontextuellen Zusammenhang einigermaßen zu deuten. An diesem Beispiel wird klar, dass unsere Sprachen zum Zwecke des Info-Austausches an ihre Grenzen gelangen, wenn es darum geht, Bedeutungen aus anderen Seinsebenen zu beschreiben.


"... die Entdeckung neuer wissenschaftlicher Entitäten, sagte ich, ist oft nicht der Entdeckung Amerikas vergleichbar, die die Grundzüge unserer Welt unverändert läßt, sondern der Entdeckung, daß eine geträumte Situation nicht ein Traum ist, sondern Wirklichkeit."

Paul Feyerabend
in: Wider den Methodenzwang
4. Aufl., Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1993, S 374



Die Presse, 10.12.2011, S 29: > Ein Bienenvolk denkt wie ein Menschenhirn

Vermutungen über die Welt als Beziehungsgefüge

Bis zur Ebene des Menschen als ein Beziehungsgeflecht x-ter Ordnung gehe ich mit Watzlawick et al. auf S 241 konform: "Auf der menschlichen Ebene erreicht diese Beziehung ihre höchste Komplexität."; denn genau aus dem Grund, den die selben Autoren auf S 240 erwähnen sind höhere Komplexitätsstufen als die der menschlichen Ebene anzunehmen (siehe nebenstehender Text in blau). Ebenso ihre Bemerkung auf S 248: "Es besteht kein Grund, nur drei Stufen der menschlichen Wirklichkeitswahrnehmung zu postulieren. Zumindest theoretisch folgt Stufe auf Stufe in unendlicher Ordnung."

Doch bevor wir uns mit einer wahrscheinlichen nächsthöheren Komplexitätsebene als der des Menschen befassen, möchte ich versuchen, eine gemeinsam geteilte Sichtweise über die bekannten Seins-, Beziehungs- oder Komplexitätsebenen zu formulieren. Wie Sir Karl R. Popper die Welt in die sich wechselwirkenden Welten 1 bis 3 einteilte, so haben auch Watzlawick et al. eine ähnliche Sprachregelung gefunden. Popper (vgl. ISBN 3-492-10699-4, 6. Aufl., 1991, S 123) meinte mit Welt 1 die physische Welt der Materie. Die Welt 2 bedeutete für ihn die Welt der Psyche und subjektiven Erlebnisse wie unsere Hoffnungen, Zielsetzungen, Leiden und Freuden. Und unter der Welt 3 verstand er die Welt des Kognitiven, der Technik und der Kunst. Watzlawick et al. kommen zu einem ähnlichen Bild (S 242 f): "Wenn wir das sinnliche Gewahrsein Wissen erster Ordnung nennen wollen, so ist die andere Form von Wissen (Wissen über ein Objekt) ein Wissen zweiter Ordnung und daher Metawissen. (...) Sobald der Hund die Bedeutung des Kreises und der Ellipse für sein Überleben verstanden (also Wissen zweiter Ordnung erlangt) hat, verhält er sich, als ob er daraus geschlossen hätte: 'Dies ist eine Welt, in der ich sicher bin, wenn ich den Kreis von der Ellipse unterscheiden kann.' Diese Schlußfolgerung ist aber nicht mehr Wissen zweiter Ordnung; sie ist Wissen über Wissen zweiter Ordnung und daher Wissen dritter Ordnung. Beim Menschen verläuft dieser Prozeß der Aneignung von Wissen im wesentlichen in der selben Weise."

Nachdem wir aber, wie die selben Autoren auf S 28 betonen, nur Beziehungen und Beziehungsstrukturen wahrnehmen können (vgl. Hans-Peter Dürr), so sind Aussagen über Objekte in der Welt lediglich Interpretationen aufgrund ihrer Merkmale und den Erfahrungen des Interpretierenden bzw der Erfahrungen anderer (z. B. über die Gene auch jene seiner Vorfahren). Somit ist unser Wissen über eine Welt von Dingen ein "Schein"wissen mit einem bestimmten Wahrscheinlichkeitsgrad. Worüber wir uns dahingegen wirklich sicher sein können sind die wahrgenommenen Beziehungen und ihre Strukturen. Und das nicht ohne Grund. Denn die Welt in der wir sind ist mit uns und darüber hinaus ein einziges Beziehungsgeflecht auf unterschiedlichen Ebenen. Alles andere ist Deutung und Zuschreibung von Bedeutungen.

Daher sind ausschließlich die wahrgenommenen Beziehungen und ihre Strukturen als real zu bezeichnen. Eigenschaften, die wir den Dingen zuschreiben sind eine Angelegenheit von Interpretation(en) und deshalb irrtumsanfällig. Demnach darf "irreal" als Zuschreibung von nicht eindeutig zuordenbaren Phänomenen nur für Beschreibungen in der Welt der Dinge gelten. Nicht jedoch für die von uns wahrgenommenen Beziehungen und ihre Strukturen. Die sind ursächlich für unsere Wahrnehmungen und deshalb sämtlich real. Somit ist die Welt, wie wir sie wahrnehmen (bezogen auf ihr Beziehungsgefüge) immer als real im Sinne von existent zu bezeichnen. Es folgt daraus aber auch, dass jede wahrgenommene Erscheinung einen Bezug zur sonst als "real" bezeichneten Welt darstellt und deshalb ebenfalls als real zu bezeichnen ist (siehe auch Burkard Heim). Sie ist eine Beziehung oder Beziehungsstruktur mit Bezug auf die übrige Welt als Beziehungsgefüge. Wenn wir also von Phänomenen sprechen, die wir uns nicht erklären können, dann ist das so, wie wenn ein dreijähriges Kind sich das erste Mal seiner selbst bewußt wird und sich von nun an in eine nächsthöhere Bewußtseinsebene hinein zu lernen beginnt (vgl. Bateson in Watzlawick et al. S 38).

Unser Selbstbewußtsein ist eine mögliche höchste Stufe an Komplexität in der Welt des uns bekannten Lebendigen. Quasi ein abgeleitetes Phänomen wie die Wärme in der Themodynamik oder - möglicherweise - wie die Gravitation. Die nächsthöhere Komplexitätsstufe müßte nach den bisherigen Überlegungen auf den Beziehungen und ihrer Strukturen aus der Welt des (Selbst-)Bewußtseins und/oder des Unbewußten basieren. So wie das Bewußtsein des Menschen als Übersummation auf den Erfahrungen aus der Wechselwirkung von Beziehungen und ihrer Strukturen von Zellen basiert. Wir Menschen wiederum haben daher durch unser Bewußtsein Zugang zu einer nächsthöheren Komplexitätsstufe, wie ein Energiepunkt zur Welt der Beziehungen zwischen Energiepunkten, also der physischen Welt (vgl. auch "Punktraum-Allraum-Identität"). Andere lebende Systeme als der Mensch sind sich ihrer selbst nicht in dem Maße bewußt wie wir, stehen jedoch durch ihre unbewußten Anteile in Beziehung zu allen anderen lebenden Systemen und bilden so die Basis einer nächsthöheren Komplexitätsstufe. Diese bezeichne ich als Welt k, wobei ich k als Synonym für kunst, kommunikation und kontakt oder auch für kommunikativ, konstruktiv, kreativ verwende. Soweit ich den Begriff des Kollektiven Unbewußten von C. G. Jung verstehe ist der Begriff von der Welt k weiter gefasst. Das Kollektive Unbewußte ist demnach eine Teilwelt davon, bestimmt durch unsere Affinitäten gegenüber den "Dingen" in unseren Welten und unserer Phylogenese.

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Die Theorie der nuklearen Supersymmetrie blickt bereits auf eine andere Welt als die der relativistischen Raum-Zeit. Sie stellt die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Atomkernen ins Zentrum ihrer Betrachtungen.



Beziehungsgefüge Simstory

Die Welt ist ein einziges Beziehungsgefüge mit unterschiedlichen Strukturebenen. Sie erhält ihr Gesicht durch die Strukturen in einem mehr oder weniger geordneten Beziehungsgeflecht zwischen Objekten und Systemen abseits eines homogenen, energetischen Gleichgewichts. Was die Beziehungsstrukturen am Leben erhält ist Energie.
Grundsätzlich bestimmend wirken somit Beziehungen, ihre Strukturen und Energie. Ihr Zusammenspiel auf den unterschiedlichen Ebenen regelt sämtliche Erscheinungsformen in Raum und Zeit.

Interessant zu beobachten ist die Fähigkeit von Amöben, sich bei Nahrungsmangel zu einem vielzelligen Verband zusammen zu schließen.

Im Sinne der allgemeinen Systemlehre sind Organismen offene Systeme, die ihre Stabilität dadurch erhalten oder sich sogar auf höhere Komplexität hin entwickeln, daß sie in dauerndem Austausch von Materie, Energie und Information mit ihrer Umwelt stehen.

Watzlawick et al., Menschliche Kommunikation, Verlag Hans Huber, 1996, ISBN 3-456-82825-X, S 240

siehe auch: Niels Bohr-Zitat über "isolierte Materieteilchen"

"Das Gedächtnis sei mehr als ein Computer, der Infos einfach abspeichert, erläutert Maryanne Garry die Ergebnisse. Der soziale Zusammenhang, in dem Informationen aufgenommen werden, spiele eine bedeutende Rolle."

aus: Betrunken, auch ohne Alkoholgenuss, Der Standard, 2. 1. 2003, S 23

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