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Vermutungen über die Welt als Beziehungsgefüge

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"Die Galeere ist eine Staatsqualle, eine Kolonie aus vielen Individuen, die sich spezialisieren, die einen fangen das Futter, die anderen verdauen es, die dritten halten das Segel in den Wind, ja, das Segel, die Sozietät baut einen gasgefüllten Sack, der aus dem Wasser ragt, mit ihm navigiert sie fast wie eine Rennyacht, sie kann 33 Grad am Wind segeln (Yacht: 40). Alles zusammen darf man getrost als Organismus mit Organen betrachten: Die Galeere braucht kein Mesoderm, sie hilft sich mit Arbeitsteilung."
aus: Gelée de mer
von Jürgen Langenbach
in: Spectrum, 23. 7. 2005

 

Geordnete Beziehung(en) ...

Eine Eigenschaft dieser geordneten Beziehung(en), durch die Systemelemente eine höhere Seinsebene entstehen lassen/entwickeln, ist deren Aufgabenteilung.

Wie bei den Zellen eines lebenden Organismus. Als Aufgaben lassen sich u. a. Selbst- und Arterhaltung herauskristallisieren. Dazwischen liegen bei sozialen Wesen noch die Systemebenen Familie, Gruppe, Staat etc. Wichtige Prinzipien im Dienste eines höheren Prinzips. Variantenreich zu beobachten im Tierreich: Ameisen, Portugiesische Galeere und viele mehr. Die Erhaltungsaufgaben finden ihren Ausdruck dabei in Form von Trieben auf der Ebene der Körperlichkeit. Harmonisch aufeinander abgestimmt wirken sie förderlich für den Erhalt und das Wachstum von Strukturen (vgl. auch die Definition bzgl. Leben unter www.baertierchen.de). Der Libido gleich stehen sie im Gegensatz zum Todestrieb. Vereint nach Sigmund Freud im ES.

Harmonisch bedeutet in letzter Konsequenz die Vereinigung aller Gegensätze, genannt Liebe. Sie ist Anfang und Ende, und beide sind allgegenwärtig [vgl. Raumverdichtung - Raumdehnung, Vakuumteilchen]. Dazwischen liegen strukturell unterschiedliche Entwicklungsformen mit der Möglichkeit, unterschiedliche Komplexitätsgrade zu "erarbeiten". Bestimmte Formen davon werden sich ihrer Entität bewußt, eine davon bezeichnet sich selbst als Mensch. Die sich in weiterer Folge daraus ergebende Materie-Geist-Dualität bedingt sich wechselseitig, wobei wir uns entwicklungsgeschichtlich immer weiter von der Welt der Materie entfernen. Deshalb ist die Betrachtungsweise von Lawrence und Nohria über unsere Triebkräfte im, wie es Peter Felixberger so treffend formuliert, bekannten Wesen Mensch als lebendes System angesiedelt. Diese wegweisende Theorie über die Grundzüge der menschlichen Natur steht somit für den einen Teil menschlicher Natur in uns, für den anderen Teil unserer Natur als geistige Wesen steht vor allem unsere Suche nach Sinn in unserem Leben. Da sich der Fokus je nach Lebenserfahrung, genetischer Ausstattung, sozialem Umfeld etc. unterschiedlich anlegen lässt kann keine Theorie für sich die alleinige Allgemeingültigkeit beanspruchen.
Deshalb liegt es für uns als Erkennende an unserer Verantwortung, welche Beziehungsqualitäten wir fördern ohne die Existenz der jeweiligen Gegensätze in Abrede zu stellen, sondern diese versuchen zu verstehen und akzeptieren. Daraus sich ableitende Dissonanzen können als Impulse für weitere Entwicklungen dienen (siehe Buchrezension zu Driven, S 3). Lernen wir im einzelnen oder gemeinsam daraus, dann unterstützen wir jenes Prinzip, das dem Aufbau und Erhalt höherer Seinsebenen dient. Wenn Sie so wollen ist auf der anderen Seite das Böse umso gegenwärtiger und mächtiger, je weiter wir uns vom harmonischen Gleichgewicht entfernen. Dabei ist "Das Böse" nicht unbedingt negativ zu werten. Zur Erklärung findet J. W. v. Goethe die geeigneteren Worte, indem er Mephistopheles im Studierzimmer von Faust I. "weit entfernt von allem Schein" nach seines Wesen Tiefe sucht und sich dabei als einen "Teil von jener Kraft" bezeichnet, "die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Wie überhaupt dessen vier Wortmeldungen dazu sehr aufschlussreich sind.
So verbindet Goethe "das Dunkle" auch mit des Menschen streben nach Befriedigung materieller Bedürfnisse [z. B. auch mit "Wissen ist Macht" ...], wenn er Mephisto sagen lässt:
"Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gewöhnlich für ein Ganzes hält:
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt´s ihm nicht, da es, soviel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt."

Zurück zum Aufbau und Erhalt höherer Seinsebenen. Im Vergleich zu den Zellen eines Organismus ist die Menschheit durch die Beziehungen ihrer Individuen untereinander ebenso als eine Einheit zu betrachten, so wie durch die Qualität der Beziehungen menschlicher Zellen ein Mensch ent(be-)steht. Die Prinzipien gelten für das Kleine wie für das Große. Wollen wir als Menschheit "gesund" sein, dann müssen wir auf die Qualitäten der verschiedensten Beziehungen und Beziehungswelten in und mit denen wir leben achten.

So bestimmt auch die Qualität der Austauschbeziehungen in der Welt des Geistigen den Erhalt und das Wachstum höherer Seinsebenen. Vergeben und Annehmen ergänzen hier Geben und Nehmen. Unsere einzelnen Lebensziele können sich dabei in fruchtbarer Konkurrenz ergänzen. So entsteht Harmonie als konstruktive Auflösung von Gegensätzen und bildet die Basis für weiteres Wachstum aus Differenzierung. Es ist wie ein einziger Integrationsprozess mit fließenden Grenzen.


ad Aufgabenteilung:

Dazu ein Ausschnitt aus dem Artikel "Wurm im Hirn", von Jürgen Langenbach (Die Presse/Spectrum, 19. 11. 2005, Seite X): "In ihnen entwickeln sich die Parasiten weiter, arbeitsteilig: Fast alle setzen sich im Darm fest, nur einer wandert in das Gehirn und sorgt für das wunderliche Verhalten. Das ist der 'Gehirnwurm', er verzichtet auf seine Reproduktion, opfert sich für die Gemeinschaft, die im Rindermagen ihr Ziel findet und sich mehrt."

Ohne abgesprochene, gemeinsame ([Aufgaben]geteilte) Wirklichkeit als ein Ausschnitt der gesamten (möglichen, anderen, erweiterten) Wirklichkeiten scheint ein gemeinsames Höherordnen äußerst unwahrscheinlich. Dabei ist es geradezu unerheblich, sich Gedanken darüber zu machen, wer oder welches Prinzip ordnend im Hintergrund agiert. Denn in erweiterbaren Wirklichkeitsräumen ist vieles denkbar, vieles möglich und die Ergebnisse liegen in unserer Verantwortung ...! Hemmschuhe für mögliche, sich selbst erfüllende Entwicklungen finden sich in Nicht- und Handelnden, in den nicht und tiefgehend Überlegenden, in gebrochenen und irreleitenden Übereinkünften, in Ängsten und Zuversichten u. v. m. So wie wir den Sinn für unser eigenes Leben nur in uns durch Arbeit an und mit uns selbst finden können, so können wir uns auch als Menschheit nur arbeitsgeteilt einem möglichen gemeinsamen Sinn als kleinstem gemeinsamen Nenner nähern.

 

W E L T
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E x k u r s

 

Zur Beschreibung der Materie und ihrer Zustände ist Information und Organisation notwendig.
Burkhard Heim

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Wechselnde Quantenzustände


Ich habe keinen Zweifel daran, daß die motorischen Funktionen und vielleicht die Muskeln selber, wesentlicher Bestandteil der höheren Funktionen des Menschen sind. (178)

Bei genauer Betrachtung stellt sich heraus, daß aufrechte Haltung dynamisch aufzufassen ist. Die aufrechte Haltung ist mehr eine Funktionsweise, der das Knochengerüst sich ständig anpassen muß, als eine Haltung, die als fester Zustand bewahrt wird. (189)

Das Altern beginnt mit der selbst auferlegten Restriktion, neue Verhaltensweisen zu bilden. (179)

Moshe Feldenkrais, Bewegungserziehung zur Verbindung von Körper und Geist, in: Psychotherapie & Körperdynamik, Bd. 1, 7. Aufl., Hrsg: Hilarion Petzold, Paderborn: Junfermann, 1994

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