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und genau deshalb oekosozial-MARKT:
Über
Shopping zu theoretisieren hat, in intellektuellen Zirkeln jedenfalls,
den strengen Hautgout jener eigenartigen kulturwissenschaftlichen
Leichtfüßigkeit, die von sinnarmer Beliebigkeit manchmal
nicht leicht zu unterscheiden ist und auch eine Sozialgeschichte
der Klobrille hervorzubringen vermag. Besser also, man verliert
nicht allzu viele Worte über Shopping, ansonsten besteht
Gefahr, dass man für einen dieser Flachdenker aus dem Popliterateneck
gehalten wird.
Dabei
ist der Konsumismus nicht nur die wohl bedeutendste Kraft, die
unsere Lebensumwelt - etwa das Aussehen unserer Städte,
der Vorstädte - formt, sondern auch ganz entscheidend unsere
innere Lebenswelt.
(S 40)
Ununterscheidbarkeit
ist im Kapitalismus ein Konsumhemmnis, Unterscheidbarkeit ist
sein Lebenselixier. Eigentlich erstaunlich, dass das lange übersehen
wurde, schließlich ergibt sich dies gewissermaßen
schon aus dem Basiselement des kapitalistischen Wirtschaftens,
aus der Ware: Eine Ware, die sich von anderen nicht unerscheidet,
wird schwer an den Mann oder die Frau zu bringen sein, ihr Erfolg
lebt davon, dass glaubhaft gemacht werden kann, diese spezielle
Ware sei etwas ganz Besonderes, mit allen anderen ähnlichen
Waren absolut unvergleichlich.
(S 52)
Ebenso richtig ist,
dass "Corporate Social Responsibility" eher eine schöne
Illusion als ein praktikabler Weg zur Weltverbesserung ist, eher
"Hype" als "Hope". Denn für jedes umwelt-
und menschenfreundlich produzierte Gut gibt es viele andere,
die unter miserablen Bedingungen hergestellt werden. Zudem ist
vielen Unternehmen ein aggressives Verhalten praktisch in ihr
Geschäftsmodell eingeschrieben: Billigketten wie Wal-Mart,
Lidl oder ähnliche können eben nur deshalb so preisgünstig
verkaufen, weil sie niedrige Löhne zahlen und sparen, wo
immer das möglich ist: bei Arbeitsrecht, Umweltschutz, Sicherheit.
Und Firmen wie, sagen wir, BP (British Petrol) können noch
so schöne Bekenntnisse zu einer sauberen Umwelt abgeben,
sie sind nun einmal Ölfirmen. 285 Milliarden Dollar hat
die Company im Jahr 2004 im Ölgeschäft verdient, 400
Millionen durch Investitionen in die saubere Solarenergie. Angesichts
solcher Zahlen sind die ökonomischen Anreize zum Umweltschutz
eher beschränkt - da braucht es staatliche Regeln, Moral
allein wird wenig helfen. (S 145)
sämtliche Zitate
aus:
Robert Misik, Das Kult-Buch, Berlin:
Aufbau-Verlag, 2007 |
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Das Motto lautet: Ich kaufe,
also bin ich gut. Exakter: Ich kaufe diese Ware nicht, sondern
jene, also bin ich gut. Früher riefen Ökoaktivisten
zum Boykott auf - heute ist daraus der 'Buy'cott geworden.
In den achtziger Jahren wurde
die ökologische Kritik noch im Verzichtsjargon vorgetragen.
Doch diese freudlosen Jahre liegen weit zurück. Heute zeichnet
sich der korrekte Verbraucher nicht dadurch aus, dass er nicht
kauft, sondern dass er das Richtige kauft. "Leute, kauft
Hybrid-Autos von Toyota", dieser Marketingschrei stammt
nicht aus der PR-Abteilung des japanischen Konzerns, sondern
von der Fraktionschefin der deutschen Grünen, Renate Künast.
So wird auch der Kampf gegen
Kommerzialisierung und Power-Brands mit den Mitteln des Branding
geführt. Nicht nur, dass Markenkritiker wie Naomi Klein
zu Celebrities werden und damit zu so etwas wie Marken, auch
konzernkritische Pressure-Groups wie das kanadische Adbuster-Netzwerk
(www.adbuster.org) adaptieren wie automatisch die Zeichensprache
der Markenwelt - die Zeitschrift der Gruppe unterscheidet sich
ästhetisch kaum mehr von den kommerziellen Hochglanzprodukten
des Lifestyle-Business. So entsteht eine regelrechte Gegenökonomie,
die sich in manchem von der Mainstream-Ökonomie unterscheidet,
ihr aber auch signifikant ähnelt. So brachten findige Jungunternehmer
im Adbuster-Umfeld den Blackspot-Sneaker und den Blackspot-Unswoosher
auf den Markt, zwei Schuhmodelle, von denen das eine ästhetisch
den Converse-Sportschuhen, das andere den klassischen Clarks
ähnelt. Die Schuhsohle ist aus wiederverwerteten Autoreifen,
der Schuh selbst aus robustem Jeansmaterial zusammengenäht.
Dort, wo bei Kommerzschuhen das Firmenlogo prangt, ist ein "Anti-Logo"
angeklebt, das aber auch nicht anders funktioniert als ein Logo
- es identifiziert den Träger des Schuhs als kommerzkritischen
Geist, als Teil einer Community. Kein Wunder, dass der Recycling-Schuh
zu einem regelrechten Renner wurde. Produziert ist das Ding in
sauberen Fabriken mit ordentlichen Arbeitsbedingungen, von einer
garantiert gewerkschaftlich organisierten Belegschaft (www.blackspotsneaker.org).
(S 147 f) |