Versagende Märkte?
Die Märkte versagten
keineswegs, sie funktionierten leider prächtig und lenkten
die Geldströme effizient in den boomenden Häusermarkt
um. Während sich Staatspapiere kaum noch rentierten, konnte
mit Krediten an Hausbesitzer ordentlich Geld verdient werden.
Noch dazu, da diese Kredite fast risikolos schienen. Die Häuserpreise
stiegen aufgrund der hohen Nachfrage immer weiter, und die Banken
bündelten die Kredite, verkauften sie rund um den Globus,
wodurch sich das Ausfallsrisiko minimieren sollte.
Das bestätigten
auch Rechenmodelle, die von Eliteuniversitäten erstellt
wurden. Leider basierten diese mathematischen Warnsysteme auf
falschen Annahmen - sie rechneten die Ausfallquoten der letzten
Jahre hoch und kamen zu dem Schluss, dass es im Schnitt bei zwei
von 100 Kreditnehmern zu einer Zwangsvollstreckung käme.
Im schlimmsten Fall, so die Annahme, würden zehn Prozent
der Hypothekarkredite abzuschreiben sein. Nicht berücksichtigt
wurde, dass sich längst Menschen ein Eigenheim finanzieren
konnten, denen vor wenigen Jahren kein Cent geliehen worden wäre.
Heute werden Kreditausfälle von bis zu 40 Prozent und mehr
erwartet.
entnommen aus: Der
kleine "Jahrhundertfehler"
von Franz Schellhorn, Die
Presse am Sonntag, 29. 3. 2009, S 21 |
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Die Moral
So klagt denn nicht: für Tugend hat's
In großen Staaten nicht viel Platz.
Mit möglichstem Komfort zu leben,
Im Krieg zu glänzen und doch zu streben,
Von Lastern frei zu sein, wird nie
Was andres sein als Utopie.
Stolz, Luxus und Betrügerei
Muß sein, damit ein Volk gedeih'.
Quält uns der Hunger oft auch gräßlich,
Zum Leben ist er unerläßlich.
Stammt nicht des edlen Weines Saft
Von einem garstig dürren Schaft?
Der, wenn man ihn nicht sorgsam pflegt,
Bloß nutzlos wuchert und nichts trägt,
Doch dessen Frucht uns Lust bereitet,
Wenn man ihn bindet und beschneidet.
Genauso uns das Laster nutzt,
Wenn das Gesetz es kappt und stutzt,
Ja, ist so wenig aufzugeben
Für Völker, die nach Größe streben,
Wie Hunger ist, damit sie leben.
Mit Tugend bloß kommt man nicht weit;
Wer wünscht, daß eine goldene Zeit
Zurückkehrt, sollte nicht vergessen:
Man mußte damals Eicheln essen.
aus: Der unzufriedene Bienenstock
von: Bernard Mandeville
Hinweise: Über
die profitgetriebenen Hintergründe des mysteriösen
Bienensterbens in weiten Teilen der Erde und über die Bedeutung
der "fleißigen Bienen" berichtet Wayne Ellwood
in der deutschen Übersetzung unter "BIENEN - Warum sterben sie?", Südwind
Magazin, 11/2009, S 35 ff
Über den Nutzen von Lastern
lässt sich genüsslich streiten. Insbesondere auch dann,
wenn es um die Frage geht, ob wir unbedingt der Gesetze bedürfen,
um den Nutzen von Lastern in Vorteile zu verwandeln. Diese können
allenfalls ein friedensförderndes Hilfsmittel darstellen,
Menschenbildung ersetzen sie niemals, denn diese setzt schon
viel ursprünglicher an und ist zweifelsohne zu bevorzugen. |