Das Geheimnis bei
der Schaffung von Geld besteht darin, die Menschen dazu zu bringen,
daß sie die Aussage "Ich schulde dir etwas" (das
Versprechen, in der Zukunft zu zahlen) als Tauschmittel akzeptieren.
Wer immer diesen Trick beherrscht, kann aus dem Vorgang ein Einkommen
ziehen (im Mittelalter die Gebühren des Goldschmieds, heute
die Zinsen auf das Darlehen, aus dem das Geld entsteht).
Bernard A Lietaer, a. a. O., S 68 |
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Preisfrage: Wie heißt der
größte Versandhändler im Internet des Jahres
1997 (1,5 Milliarden Dollar Umsatz)? Ein Unternehmen, das online
über eine Million Güter und Dienstleistungen anbietet
(zum Vergleich: Ein typisches amerikanisches Kaufhaus bietet
50 000 verschiedene Artikel an) und genaue Daten über die
Psychographie und das Kaufverhalten von über 100 Millionen
Verbrauchern (etwa die Hälfte aller amerikanischen Haushalte)
besitzt. Noch ein Hinweis: Das Unternehmen ist außerdem
der weltweit größte Lizenzgeber für Hotelketten
und Immobilien.
Wären Sie auf
Cendant gekommen? Wenn nicht, brauchen Sie sich keine Gedanken
zu machen. Selbst die Kunden von Cendant kennen selten den Namen
des Unternehmens. |
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Quelle: Bernard A. Lietaer, a. a.
O., S 155
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Cendant ging aus einer Fusion
zweier genauso unbekannter Unternehmen hervor: Comp-U-Card (CUC)
und Hospitality Franchise Systems (HFS). Ursprünglich hatten
beide nur das Wissen um die Macht von Informationen im Informationszeitalter
gemein. Ihre Geschichte ist eine perfekte Fallstudie darüber,
wie die Dynamik des Informationszeitalters zu völlig neuen
Machtkonzentrationen führen kann.
Walter Forbes gründete CUC
1976 als Firma für Teleshopping. Seine Geschäftsidee
war überzeugend und einfach. Die Hersteller beliefern nicht
mehr Groß- und Einzelhändler, die dann die Ware an
den Verbraucher verkaufen, sondern versorgen die CUC-Datenbank
mit Informationen über ihre Produkte. CUC präsentiert
diese Informationen dem Verbraucher in entsprechend attraktiver
Aufmachung. Die Kunden können zum Großhandelspreis
zuzüglich der Lieferkosten einkaufen. Wenn ein Kunde etwas kauft, wird der
Hersteller benachrichtigt, damit er die Ware direkt an den Käufer
liefern kann. Am Verkauf verdient CUC kaum etwas, dafür
aber an den Mitgliedsgebühren (69 Dollar im Jahr) und an
den Informationen über die Transaktionen, die das Unternehmen
sammelt.
CUC bietet auch eine Reihe spezieller
Online-Dienste an: Travelers Advantage (ein Reisebüro),
AutoAdvantage (Autokauf und Ersatzteile), Premier Dining (das
erste US-weite Rabattprogramm in Restaurants), BookStacks (eine
Online-Buchhandlung), MusicSpot (CDs) und Shoppers Advantage
(ein Online-Verkauf mit allgemeinem Warensortiment, der 1993
über 50 Millionen Mitglieder verfügte und eine Datenbank
mit über 250 000 Produkten aufwies). CUC vergrößerte
sich im Laufe der Zeit und erwarb nacheinander die Madison Financial
Corporation (heute FISI Madison, die weltweit größte
Organisation für Finanzmarketing), Benefit Consultants (Versicherungen),
Entertainment Publication (Verlag für Discountbücher),
Sierra On-line (eine Softwarefirma) und einen großen europäischen
Lizenzinhaber.
Walter Forbes schloß darüber
hinaus Verträge mit AOL, Prodigy, CompuServe, Citibank,
Sears und anderen "Markennamen) ab und beliefert seitdem
deren Online-Shopping-Dienste. Die meisten Kunden haben keine
Ahnung, daß sie bei CUC bestellen, denn das Unternehmen
macht keine Werbung (weder online noch auf herkömmliche
Weise), und die Lieferung erfolgt direkt durch den Hersteller.
Der Gesamtumsatz des Unternehmens muß nicht einmal gemeldet
werden, weil er direkt dem Hersteller oder den Dienstleistungsunternehmen
zugeschrieben wird.
HFS stammt aus einer ganz anderen
Welt, doch wie bei CUC wissen auch die Kunden von HFS selten
von der Existenz der Firma. ...
Text entnommen aus: Bernard A.
Lietaer, Das Geld der Zukunft, Riemann Verlag, 2. Auflage, 1999,
S 185 f, ISBN: 3-570-50008-X |