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Nur zehn Prozent der Unternehmen sind Franchise-Betriebe,
aber sie ziehen bereits 40 Prozent aller Umsätze auf sich,
so die Zahlen für den Einzelhandel in den USA.
aus: Max Otte, Der Informationscrash, Berlin: Econ, 1. Aufl. 2009, S 234

 

oekosozialmarkt.com:
Eine Dachorganisation als Meta-Kooperationsnische?

"Aufbauen auf bestehenden Stärken" heißt auch, von Bewährtem zu lernen, was die New Economy der späten neunziger Jahre sträflich vernachlässigte, und "never change a winning team", was so manches Unternehmen nach Fusionen und Reorganisationen ignoriert. Werden dabei mehrere Marken neu unter einem Dach vereint, so sollte außerdem auch die Kommunikation der starken Marken bei den entsprechenden Tochtergesellschaften verbleiben.

Peter Metzinger,
Business Campaigning, Berlin: Springer-Verlag, 2004, S 93

Präsentation:
Marktmacht
Kultmarke




Die großen Gewinner:
Marktplätze für Apps


 Beispiel für eine Dachorganisation aus der Finanzbranche: continentale


 

 

 

Die vorliegende Konzeption eines oekosozialen Marktes verstehe ich als eine neue, strukturgebende Form des wirtschaftlichen Miteinander auf der Ebene einer Meta-Kooperationsnische durch die Verwendung eines gemeinsamen Namens mit dem Effekt der Generierung symbolischen Kapitals zur Stärkung nachhaltiger Interessen. Andrea Deutsch dazu in ihrem Artikel "Ab in die Nische" (S 4):

   

Auch im Niederösterreich der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung wurden bereits Dachziegel mit einem Zeichen markiert. Damals noch ganz ohne Markenschutzgebühr.

Komplexere Nischenformen, wie Kooperations- und Konternischen sowie Marktaufspaltung, zeichnen sich durch ein höheres Überlebens- und Erfolgspotenzial aus. Sie sind schwieriger zu handhaben, ebenso schwer zu finden und durchzuhalten und deshalb deutlich unterrepräsentiert, obwohl sie aufgrund ihrer Alleinstellungsmerkmale eher in der Lage sind, den Marktführern bei der weltweiten Industriekonsolidierung Paroli zu bieten.
Unternehmen, die solche Nischen kultivieren und ständig weiterentwickeln, können von dieser Richtungsentscheidung profitieren.

   

Über die "Dachmarke" Sonnentor
berichtet FORMAT und zitiert Johannes Gutmann:

 


Die Inspiration überkam ihn vor über 20 Jahren ausgerechnet am Zwettler Bauernmarkt. Dort boten zwar viele Landwirte ihre Gewürze und Kräuter feil, gingen aber ob magerer Umsätze und der am Marktstand für die Arbeit am Hof verlorenen Zeit eher frustriert nachhause. Gutmann nahm den Bauern den ungeliebten Verkaufsjob ab, bot die Naturprodukte aus einer Hand an und gab ihnen den entscheidenden Mehrwert. „Ich habe aus der bäuerlichen Leistung eine Marke gemacht“, sagt Gutmann, der sich als intuitiv-genialer Markenstratege entpuppte. „Gutmann merkt sich keiner, aber eine lachende Sonne hat ihren Wiedererkennungswert.“ Heute steht die Marke Sonnentor für veredelte, biologische Produkte. Gutmann setzt damit 20 Millionen Euro pro Jahr um und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter in Österreich und Tschechien.

Text entnommen aus:
"Richtig gut gründen: So steigern junge Unternehmen ihre Überlebenschancen", Online Ausgabe FORMAT.at, 26.4.2010 9:20
Anmerkung: Johannes Gutmann ist Mitglied der KMU Förder-Initiative "WiP - Wirtschaftsantrieb am Punkt"

 

 Definition: KMU

Je höher die Dezentralisierung, desto höher das BIP-Wachstum.

Aus dem zusammenfassenden Ergebnis der Studie im Auftrag der Versammlung der Regionen Europas (VRE) "Durch Subsidiarität zum Erfolg: Der Einfluss von Dezentralisierung auf Wachstum", Mai 2009, S 9

     

Wir empfehlen uns als Dachorganisation und Wirtschaftsdemokratie

Kritisch muss hinzugefügt werden, dass sich ein ökosozialer Markt als eine dezentral organisierte Wirtschaftsdemokratie verstehen sollte, um für die Teilnehmenden (Unternehmen, [oeko]soziale Institutionen, Konsumierende/Investierende) selbst und darüber hinaus nachhaltig erfolgreich sein zu können. Deshalb ist neben den rahmenmäßig festgelegten Kriterien zur möglichen Teilnahme nachhaltiger Profitunternehmen an der ARGE oekosozialmarkt das Recht auf demokratische Mitsprache und -bestimmung derart verankert, dass die jeweils Kooperierenden sich einander selbst wählen und damit empfehlen. Dies deshalb, da die "bessere" Information immer bei den kooperierend Handelnden (und damit im Dialog befindlichen) selbst liegt. Dazu Ernst Peter Fischer:

Wir würden tatsächlich in einer besseren Welt leben, wenn wir uns stets daran erinnerten, dass es zu jeder Ansicht von uns die eines anderen gibt, die ihr auf Augenhöhe widerspricht und damit ebenso Gültigkeit beanspruchen kann. Die bessere Welt ist die des Dialogs von komplementären Gegenübern - und Kunst und Wissenschaft gehören dazu.
aus: Schrödingers Katze auf dem Mandelbrotbaum, München: Goldmann, 2. Aufl., 2008, S 64

Dabei muss die zentralistische Organisationsform hinsichtlich der Machtausübung - wie sie uns durch die Handelnden im Unternehmensverbund Mondragón beispielgebend vorgelebt wird - (unter der Vorgabe minimaler Einschränkungen) geöffnet werden hin zu einer dezentralen Machtverteilung. Benjamin R. Barber untermauert diesen Gedanken mit folgenden Worten:

Wir werden zu der Ansicht verleitet, das Wesen der Freiheit bestehe in dem Recht, aus einem Menü auszuwählen. Aber die reale Macht und damit die reale Freiheit hat letztlich nur derjenige, der bestimmt, was auf das Menü kommt. Macht haben diejenigen, die die Agenda bestimmen, und nicht die, die zwischen den von ihr angebotenen Wahlmöglichkeiten wählen dürfen. Wir treffen privat unsere Wahl unter Menüpunkten, aber für ein sinnvolles Menü können wir nur durch öffentliche Entscheidungsprozesse sorgen. (S 142)
Durch Beschränkung der Wahlfreiheit im privaten Sektor können wir paradoxerweise unsere real erlebte Freiheit vergrößern. (S 145)
Es ist die reflektierte Selbstbewertung unserer "freien Entscheidungen", die uns wirklich frei macht.
(S 138)

entnommen aus: Benjamin R. Barber, Consumed!, München: C. H. Beck, 2007
[bzgl. seiner Anmerkungen zur Agora lesen Sie hier]

Gertraud Leimüller zeigt in ihrem Kommentar "Die verflixte Sache mit der Größe" (SN, 19.7.2012, S 14) mit dem Beispiel Panasonic, wie sehr die Vorteile kleinerer Wirtschaftseinheiten bereits zum Reorganisieren multinationaler Konzerne führen. Indirekt lässt sich daraus schließen: die erwähnte "geringe Sichtbarkeit bei potenziellen Kunden und Bewerbern" können kleinere Wirtschaftseinheiten gegenüber Großen wettmachen, indem sie im Rahmen einer Dachorganisation kooperieren.

The successful global brands will embrace the diversity of individuals, communities and cultures around the world.
Brand Management Of The Future, 22.10.2010

Hans Nerge berichtet über MCC Mondragón:

4.3.1. Begrenzung der Betriebsgröße

Ein weiteres Prinzip der Organisationsstruktur ist eine Richtlinie
für die maximale Betriebsgröße - etwa 300 Mitglieder - obwohl im Fall
des Kühlschrankherstellers ULGOR etwa 2000 Mitglieder aktzeptiert
werden mußten, um rentabel produzieren zu können. Der Gedanke
hierbei ist, daß nur ein Betrieb von überschaubarer Größe noch flexibel,
effizient und demokratisch sein kann.

aus: Hans Nerge, Auf der Suche nach der zukunftsfähigen Gesellschaft, Freifibel, 4. erw. Aufl., 1. 11. 2000, S 21

Siehe auch WIR-Bank
oder Città Slow

   

Noch in den 1980er Jahren waren viele amerikanische Geschäftsbanken regional aufgestellt und relativ klein. Das war auch eine Folge davon, dass die amerikanische Regierung den Geschäftsbanken nach der Wirtschaftskrise von 1929 untersagt hatte, in mehr als einem Bundesstaat tätig zu sein. Man glaubte, nicht ganz zu Unrecht, dass man das systematische Risiko verringern könnte, wenn man die Größe der Banken beschränkte.
entnommen aus: Max Otte, Der Informationscrash, Berlin: Econ, 1. Aufl. 2009, S 52

     

... über die 5 Mechanismen der Kooperation:

Seit Darwin wird die Anpassung der Organismen als Produkt von blinder Mutation und selektiver Retention erklärt, als ein Prozess des Entstehens von Design ohne Designer. Nowak hat nun fünf Mechanismen identifiziert, welche zur Entstehung von Kooperation beitragen können, obwohl die natürliche Selektion auf Kompetition konkurrierender Einheiten beruht. Wenn in der Evolution höhere Organisationsniveaus erreicht werden, dann geht das nur über spezifische Mechanismen, welche die selbstsüchtige und oft zerstörerische Konkurrenz der Einheiten der darunterliegenden Ebene (etwa der so missverständlich als "egoistisch" bezeichneten Gene) überwinden helfen: Es ist eine unleugbare biologische Tatsache, dass das Genom, Zellen, vielzellige Organismen, Insekten, Soziäteten und die menschliche Gesellschaft auf Kooperation beruhen. Die fünf Mechanismen, die Nowak identifiziert hat, sind:

1. Gruppenselektion: Eine Gruppe, deren Mitglieder bereit sind, um eines Vorteils der Gruppe willen eigene Vorteile zu opfern, hat – wenn die Selektion nicht in den Genen oder den einzelnen Individuen ansetzt, sondern eine Selektion zwischen Gruppen unterschiedlicher Zusammensetzung ist – einen Selektionsvorteil gegenüber einer weniger altruistischen Gruppe. Die Evolutionstheorie zeigt jedoch, dass die Vorbedingungen für das Greifen einer Gruppenselektion nur selten gegeben sind.

2. Verwandtenselektion: Die Kooperation mit genetisch Verwandten.

3. Direkte Reziprozität: Wenn ich dir helfe, hilfst auch du mir.

4. Indirekte Reziprozität: Wenn ich dir helfe, wird auch mir jemand helfen.

5. Netzwerk-Reziprozität: Netzwerke können durch Graphen beschrieben werden, welche die Interaktionen in Seilschaften abbilden: solche Seilschaften können sich auf Grund irgendeiner Ursache – etwa einer räumlichen Nachbarschaft auch nicht genetisch verwandter Organismen – bilden. Derart entstandene Cluster von Kooperatoren haben, verglichen mit anderen Clustern, deren Mitglieder untereinander weniger kooperieren, einen Selektionsvorteil.

entnommen aus: Das Prinzip Kooperation
von: Peter Markl
in: Wiener Zeitung extra, 6./7.11.2010, S 8