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Wir bauen auf.

Sondern in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst! Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen!
Paulus und Timotheus
im Brief an die Philipper,
Phil 2,3-4
[vgl. auch Interview mit Schachweltmeister Anand]

Gemeinsam!

Um dem "Prinzip Kettenbrief" konstruktiv begegnen zu können, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. Nur so kann mehr ökonomische Freiheit für alle ([insbesondere:] Beteiligten und [Markt-]Teilnehmenden) lebendige Realität werden. Und dazu bedarf es (logischerweise) der Verringerung von ökonomischen Abhängigkeiten, damit der direkte Ausgleich (= nicht-repräsentativ) sich widersprechender Partikularinteressen gelingen kann. Andernfalls werden Kooperationsmöglichkeiten als produktivitätssteigernde Grundvoraussetzungen zunehmend verhindert. Das System, das Bestrebungen in diese Richtung aufbauend begleitet und unterstützt, bezeichnete Sir Karl R. Popper im Zuge seiner Überlegungen über die "Offene Gesellschaft und ihre Feinde" als "bloß formale Freiheit".

 

"Besondere Freude entsteht in Beziehungen, wenn in den Beziehungen und durch die Beziehungen etwas wächst: Ideen, sichtbare Veränderungen im Beziehungsverhalten usw. Damit wird deutlich, dass Freude nicht nur Ausdruck der Stimmigkeit von Person, Umwelt, Mitwelt und Innenwelt ist, sondern dass dazu das Moment des 'Mehrens' kommt, des Mehr-Werdens."

Verena Kast, in: Mit Leidenschaft für ein gelingendes Leben, Stuttgart: Kreuz Verlag, 2008, S 127 - ISBN: 978-3-7831-3050-8

 

"Aufbauend" meint in diesem Zusammenhang mehr als "nur" nachhaltig im Sinne von Kreislaufwirtschaft, sondern geht darüber hinaus und bezieht den konstruktiven, also insbesondere auch friedensfördernden Aspekt strukturgebender Entwicklungen mit ein. Dazu bedarf es wiederum einer Wertegemeinschaft, die die Vorteile der Vielfalt von Entwicklungsmöglichkeiten erkennt und diese fördert. Ökonomische Strukturen können dabei als Mittel zum Zweck eine wesentliche, weil verteilungspolitisch ausgleichende und damit gerechtigkeitsfördernde Aufgabe übernehmen. Für eine lebendige Zivilgesellschaft ist es mit der Bezahlung einer oeko-sozial wirksamen Vermittlungsprovision als eine verwandelte Form konkurrenzinduzierter Werbekosten allerdings nicht getan, denn dazu ist es noch erforderlich, jedem zu erlassen, "was er uns schuldig ist". Wirtschaftliche Krisenzeiten zeigen es ja immer wieder, wie wenig aufbauend eine Forderungsgesellschaft wirkt. Was hindert uns somit daran, das Übel nicht gleich mit seiner Wurzel auszureißen und (präventiv) bei uns selbst vorbildwirkend zu beginnen? Dies wäre obendrein die nachhaltigere Verhaltensweise mit dem höheren individuellen und gemeinschaftlichen Ertrag ohne übermäßig vergeudete Lebens(Widerstands-)energie.

     

 Mit "aufbauend" ist neben strukturgebend insbesondere auch das von Pierre Bourdieu so bezeichnete Soziale Kapital gemeint. Wie dieses entsteht, woraus es sich zusammen setzt und wie es sich für die Beteiligten nutzenstiftend vermehren lässt erläutert Pierre Bourdieu so:

 

Die Existenz eines Beziehungsnetzes ist weder eine natürliche noch eine soziale "Gegebenheit", die aufgrund eines ursprünglichen Institutionalisierungsaktes ein für allemal fortbesteht - man denke etwa im Falle der Familie an die genealogische Definition von Verwandtschaftsbeziehungen. Sie ist vielmehr das Produkt einer fortlaufenden Institutionalisierungsarbeit. Diese Institutionalisierungsarbeit ist notwendig für die Produktion und Reproduktion der dauerhaften und nützlichen Verbindungen, die Zugang zu materiellen oder symbolischen Profiten verschaffen.
Anders ausgedrückt, das Beziehungsnetz ist Produkt inidividueller oder kollektiver Investitionsstrategien, die bewußt oder unbewußt auf die Schaffung und Erhaltung von Sozialbeziehungen gerichtet sind, die früher oder später einen unmittelbaren Nutzen versprechen. Dabei werden Zufallsbeziehungen, z.B. in der Nachbarschaft, bei der Arbeit oder sogar unter Verwandten, in besonders ausgewählte und notwendige Beziehungen umgewandelt, die dauerhafte Verpflichtungen nach sich ziehen. Diese Verpflichtungen können auf subjektiven Gefühlen (Anerkennung, Respekt, Freundschaft usw.) oder institutionellen Garantien (Rechtsansprüchen) beruhen. (S 65)

Für die Reproduktion von Sozialkapital ist eine unaufhörliche Beziehungsarbeit in Form von ständigen Austauschakten erforderlich, durch die sich die gegenseitige Anerkennung immer wieder neu bestätigt. Bei der Beziehungsarbeit wird Zeit und Geld und damit, direkt oder indirekt, auch ökonomisches Kapital verausgabt. (S 67)
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Textstellen entnommen aus:
Pierre Bourdieu, Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg: VSA-Verlag, 2005
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vgl. m. E.: Mt 22,37-39 als Antwort auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot. Über die "unaufhörliche Beziehungsarbeit" und deren weltumspannende Dimension siehe u. a. auch "die syrophönizische Frau".

Das Sozialkapital ist die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind; oder, anders ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen. Das Gesamt-Kapital, das die einzelnen Gruppenmitglieder besitzen, dient ihnen allen gemeinsam als Sicherheit und verleiht ihnen - im weitesten Sinne des Wortes - Kreditwürdigkeit. Sozialkapitalbeziehungen können nur in der Praxis auf der Grundlage von materiellen und/oder symbolischen Tauschbeziehungen existieren, zu deren Aufrechterhaltung sie beitragen. Sie können auch gesellschaftlich institutionalisiert und garantiert werden, und zwar sowohl durch die Übernahme eines gemeinsamen Namens, der die Zugehörigkeit zu einer Familie, einer Klasse, einem Stamm oder auch einer Schule, einer Partei usw. kennzeichnet, als auch durch eine Vielzahl anderer Institutionalisierungsakte, die die davon Betroffenen gleichzeitig prägen und über das Vorliegen eines Sozialkapitalverhältnisses informieren. Dieses nimmt dadurch eine quasi-reale Existenz an, die durch Austauschbeziehungen am Leben erhalten und verstärkt wird. Bei den Austauschbeziehungen, auf denen das Sozialkapital beruht, sind materielle und symbolische Aspekte untrennbar verknüpft. Sie können nur in Gang gebracht und aufrechterhalten werden, wenn diese Verknüpfung erkennbar bleibt. Deshalb lassen sie sich niemals ganz auf Beziehungen objektiver physischer (geographischer) oder auch ökonomischer und sozialer Nähe reduzieren.
Der Umfang des Sozialkapitals, das der einzelne besitzt, hängt demnach sowohl von der Ausdehnung des Netzes von Beziehungen ab, die er tatsächlich mobilisieren kann, als auch von dem Umfang des (ökonomischen, kulturellen oder symbolischen) Kapitals, das diejenigen besitzen, mit denen er in Beziehung steht. Obwohl also das Sozialkapital nicht unmittelbar auf das ökonomische und kulturelle Kapital eines bestimmten Individuums oder auch der Gesamtheit derer, die mit ihm verbunden sind, reduziert werden kann, ist es doch niemals völlig unabhängig davon; denn die in den Tauschbeziehungen institutionalisierte gegenseitige Anerkennung setzt das Anerkennen eines Minimums von "objektiver" Homogenität unter den Beteiligten voraus; außerdem übt das Sozialkapital einen Multiplikatoreffekt auf das tatsächlich verfügbare Kapital aus.
Die Profite, die sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe ergeben, sind zugleich Grundlage für die Solidarität, die diese Profite ermöglicht. Das bedeutet nicht, daß sie bewußt angestrebt werden - nicht einmal in den Fällen, wo bestimmte Gruppen, z.B. exklusive Clubs, offen darauf ausgerichtet sind, Sozialkapital zu konzentrieren und dadurch den Multiplikatoreffekt voll auszunützen, der sich aus dieser Konzentration ergibt. (S 63 ff)

Einer trage des anderen Last; ...
Gal 6,2

 

 Für die Ausdehnung einer auf zu bauenden Struktur als nachhaltige und damit lebendige oder zukunftsfähige Marktlandschaft(en) gibt es auch diese Hinweise:

Je weiter sich das gesellschaftliche Band dehnt, um so mehr erlahmt es, und im allgemeinen ist ein kleiner Staat verhältnismäßig stärker als ein großer.
Jean-Jacques Rousseau, Gesellschaftsvertrag, Stuttgart: Reclam, 2006, S 50 (2. Buch, 9. Kapitel)

Forbes prophezeit auch, daß die Machtkonzentration in der Cyberwirtschaft wesentlich höher sein wird als in der Wirtschaft des Industriezeitalters: "Höchstens zehn Firmen werden 80 Prozent des Online-Geschäfts unter sich ausmachen. Vielleicht sind es auch nur fünf, weil Größe, die sich natürlich im Preis niederschlägt, von enormer Bedeutung sein wird." Cendant faßt bereits seine verschiedenen Websites zu einer einzigen Shopping-Site namens netMarket zusammen, die mit nur einem Mausklick erreicht werden kann. Bedenkt man, daß das Internet weltweit zugänglich ist, können diese fünf bis zehn Unternehmen nicht nur die USA, sondern auch den ganzen Globus versorgen.
Bernard A. Lietaer, Das Geld der Zukunft, Riemann Verlag, 2. Auflage, 1999, S 189 f (mehr dazu im Kontext hier)

 

Alles ist erlaubt, aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Keiner suche seinen eigenen Vorteil, sondern den des andern. ISBN 3-920 609-10-7,
vgl. auch
1 Kor 10,23 - 24

 

... Alles geschehe so,
daß es aufbaut.
1 Kor 14,26