Coole Schule: Handelsakademie
        Steyr
        lehrt Sozialkompetenz
      
      So betitelte DER STANDARD am 29. Februar 2000 einen Bericht
      auf der Seite 14.
      Ein Name als Programm für eine Schule. "COoperatives Offenes
      Lernen". Was seit vier
      Jahren mit Erfolg zu einem Relaunch der Handelsschule Steyr,
      die sich im Lauf der Zeit zum "Ladenhüter" entwickelt
      hat, läuft, nämlich der österreichweit einzigartige
      Schulversuch "Differenziertes Lernen als Integrationsfaktor",
      soll ab Herbst 2000 als neuer Ausbildungszweig an der Steyrer
      Handelsakademie implementiert werden. In der "COOL-HAK-2000"
      sollen Schlüsselqualifikationen wie Managementfähigkeiten
      und Sozialkompetenz, Teamarbeit, Kommunikationskompetenz und
      internationale Geschäftstätigkeit forciert werden.
      Eigenverantwortung
      Damit reagiert man in Steyr auf die von der Wirtschaft immer
      wieder urgierten "dynamischen Fähigkeiten" respektive
      "soft skills" wie Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit,
      Konflikt- und Teamfähigkeit. Mindestens ein Drittel des
      Unterrichts wird in offenen, nicht vorstrukturierten Lernräumen
      gestaltet. "Statt Frontalunterricht soll selbstgesteuertes,
      eigenverantwortliches Lernen unterstützt werden", erklärt
      Georg Neuhauser, einer der Initiatoren der sozial kompetenten
      Handelsakademie.
      Die Schüler bekommen genau definierte Arbeitsaufträge,
      die innerhalb einer Woche in den COOL-Stunden selbstständig
      zu erledigen sind. Gleichzeitig wird das System, so Neuhauser,
      durch zusätzliche verbale Beurteilungen des Arbeits- und
      Sozialverhaltens der Schüler "gerechter". Das
      sozialintegrative Lernmodell verändert auch die Rolle der
      Lehrer, die "vom Alleinunterhalter zum Moderator von Lernprozessen
      und Selbsthilfe für die Schüler" werden, so Neuhauser.
      Die Lehrer-Schüler-Beziehung werde "gleichberechtigter,
      das Lehrgeschehen individualisiert".
      Die Erfahrungen sind durchwegs positiv. Die Schüler "sind
      begeistert, obwohl viele sagen, es ist mehr Arbeit", berichtet
      Neuhauser aus dem Schulalltag. "Soziale
      Probleme werden minimiert, und die Eigenverantwortlichkeit
      der Schüler merklich gestiegen", verweist Neuhauser
      auf die positiven Effekte des Schulversuchs. Zudem sei die Zahl
      der Fehlstunden gesunken, das Selbstbewusstsein der Schüler
      gestiegen.
      Das individualisierte Lernmodell beinhaltet trotzdem institutionalisierte,
      vertraglich vereinbarte Regeln. Schüler und Lehrer schließen
      dazu einen schriftlichen Vertrag über Rechte und Pflichten
      ab. Im Zweifelsfall können vorenthaltene Rechte, aber auch
      vernachlässigte Pflichten vor der Lehrer-Schüler-Konferenz
      "eingeklagt" werden. Radiohören, die Nutzung von
      Computern sowie das ordnungsgemäße Führen der
      Pflichtenhefte sind so geregelt. Im Gegenzug garantieren die
      COOL.-Lehrer freie Arbeitseinteilung
      in ihren Stunden, individuelle Betreuung und demokratische
      Mitspracherechte.
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      WHO-Studie ...
      Und: Trainingsprogramm gegen Mobbing in der Schule