Die hohe Kunst des politischen Schach-Matt!

Oder: Mobbing als Methode der "Mächtigen".

Artikel entnommen aus Kleine Zeitung, 25. Mai 2001




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Ein Überläufer setzt Bush schachmatt

Republikaner tritt aus der Partei aus, damit erringen die Demokraten die Mehrheit im US-Senat. Das Regieren wird jetzt schwierig.

VON PETER W. SCHROEDER, WASHINGTON

Mit diesem Artikel möchte ich keineswegs darauf hinweisen, wie´s geht.
Nein.
Vielmehr möchte ich auf den fehlenden Vorbildcharakter einer politischen Elite in Sachen Mobbing verweisen.

Selbstverständlich hat dieses Beispiel nur mit den Interessen des Machterhalts einer konkreten Staatengemeinschaft zu tun ...


Im Washingtoner Parlament ist ein beispielloser Kampf um die Macht entbrannt. Der Senator Jim Jeffords aus Vermont erklärte gestern seinen Austritt aus der republikanischen Partei. Damit kann Präsident George W. Bush im Senat nur noch auf 49 der 100 Stimmen zählen, Jeffords agiert künftig als unabhängiger Abgeordneter und die gegen Bush opponierenden Demokraten haben mit 50 Stimmen die knappe Mehrheit.
Alle Versuche, den Überläufer umzustimmen, blieben fruchtlos. Nach dem ersten Schock bereiten sich die Republikaner jetzt freilich auf den Gegenschlag vor. Sie wollen ihrerseits einen "gegnerischen" Senator anwerben und damit die alten Machtverhältnisse wieder herstellen. Das wiederum lässt die Demokraten nicht ruhen und sie bemühen sich gegenwärtig um mindestens zwei weitere Überläufer aus dem Lager des Präsidenten.

Für Bush steht politisch fast alles auf dem Spiel. Trotz einer Stimmengleichheit von 50 zu 50 hatten die Republikaner bislang faktisch die Mehrheit in der zweiten Kammer des amerikanischen Parlaments. Denn bei Stimmengleichheit kann der republikanische Vizepräsident Richard Cheney die ausschlaggebende Stimme abgeben. Bushs Republikaner nutzten diese Möglichkeit bislang bis zum Äußersten. Sie machten den Republikaner Trent Lott zum Senatschef, sicherten sich den Vorsitz in sämtlichen Parlamentsausschüssen und blockierten alle politischen Initiativen der Demokraten.

Mit dem Austritt von Jeffords können die Demokraten künftig aber alle Initiativen von Bush und seinen Republikanern blockieren.

Diese Aussicht löst bei den Demokraten Jubel aus. Besonders profitieren würde Senatorin Hillary Clinton.

Die frühere First Lady wird seit ihrer Mandatsübernahme im Januar von der Republikaner-Führung als "Hexe von New York" verteufelt und planmäßig kaltgestellt. Die Bush-Mannschaft im Senat blockierte alle ihre publikumswirksamen Initiativen und belegte sie mit Schikanen: Die Republikaner wollten ihr ein Kellerloch als Büro zuweisen, "vergaßen" ihre Einladung zu Parlamentsfeiern und strichen sie als Teilnehmerin von Auslandsreisen.

Sobald die Demokraten aber die Mehrheit stellen, kommt Hillary Clinton automatisch ins Rampenlicht und kann das tun, wovor sich Bush, die Republikaner und auch etliche Demokraten fürchten: sich für eine Präsidentschaftskandidatur in drei Jahren in Szene setzen.


Allein diese "schreckliche Aussicht" ist für die Republikaner Grund genug, alle Anstrengungen zur Rückeroberung der Macht im Senat zu unternehmen. Jetzt wird von beiden Seiten um "unsichere Kantonisten" geworben, die gelegentlich bereits mit der jeweils anderen Partei gestimmt haben. Senatschef Trent Lott forderte seine Parteifreunde auf: "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Demokraten mit Manipulationen die Macht an sich reißen und Präsident Bush das Regieren weitgehend unmöglich machen." Darauf reagierte ein demokratischer Politiker nur fröhlich mit dem Spruch: "Nachdem uns Bush die Präsidentschaft geklaut hat, nehmen wir lediglich eine notwendige Korrektur vor." Zumindest bis auf weiteres.