Mitschüler werden häufig von Klassenkameraden terrorisiert.

Nun schlagen Schulpsychologen Alarm.
In Oberösterreich wird ab Herbst 2000 eine Beratungsstelle eingerichtet.
Im Unterrichtsministerium bietet man Broschüren an.

Artikel entnommen aus Die Presse, 7. Juli 2000


Fortsetzung 2/3 weiter unten



Magistrat Graz

Aggressionsabbau institutionalisieren

hier arbeitet ein Mensch

systemisches Denken

8 Schikane-
Varianten

Mobbing in Schulklassen

Präsentation

Beschäftigungs-
Experiment 

filmtipp

coole Schule

WHO-Studie

Mobbing im Wiener AKH

In den Büros regiert die Angst

Mobbing im
großen Stil

 

Psychologen warnen vor Mobbing in Klassen
Beratung gegen Terror unter Schulkindern

Wien/Linz (no). Beinahe jeder kennt diese Szenen aus der Schulzeit: Irgendein Mitschüler ist der Klassen-Trottel. Entweder weil er ein Streber war oder weil er so komisch angezogen war, unsportlich war er auch. Oder war er nur dick und hatte unreine Haut? Fest steht, er war komisch und hatte die gesamte Klasse gegen sich. Also eigentlich nicht die gesamte Klasse, sondern nur ein, zwei Schüler, die das Sagen hatten.

Analyse und Reflexion
von Konflikten und Gewalt

Dagegen wollte man sich nicht stellen: Wer will schon Probleme mit der coolen Clique?

Derlei Szenen spielen sich Tag für Tag in Österreichs Schulklassen ab. Während der Ferien beraten Experten nun über Lösungen für das Phänomen, das man schon lange kennt und für das man nun einen Namen aus der Arbeitswelt verwendet: "Mobbing".

Der Begriff "Mobbing" wurde vom Arbeitspsychologen Heinz Leymann eingeführt.

In vielen Fällen geht dies so weit, dass die Opfer psychologische Betreuung brauchen. "Im zu Ende gegangenen Schuljahr haben wir festgestellt, dass die Fälle von Mobbing zunehmen, es gab auch mehr Eltern, die sich an uns wandten", meint etwa der Leiter des schulpsychologischen Dienstes in Oberösterreich, Peter Seyfried.

Beim Mobbing gegen Mitschüler gibt es mehrere Stufen: Es beginnt vergleichsweise "harmlos" mit dem Verstecken von Schulsachen. Die nächste Stufe ist das absichtliche Beschädigen von Gegenständen des Schülers. Dann werden die Mobbing-Opfer gezielt von gemeinsamen Aktivitäten wie Pausenspielen oder in der Freizeitgestaltung ausgeschlossen. "Man sorgt dafür, dass diese Schüler ihre Freunde verlieren und isoliert werden", berichtet Seyfried. Im Laufe der Zeit werde die Situation für die Mobbing-Opfer unerträglich.

besser:
Mobbingbetroffenen

Die Psychologen in Oberösterreich bieten ab Herbst das Projekt "Psychosoziales Netzwerk" an. Dabei werden Lehrer geschult, wie sie Mobbing-Fälle erkennen und gegensteuern können. In Wien berät der schulpsychologische Dienst des Stadtschulrates bei Bedarf in Mobbing-Fällen.

Ein Hoffnungsschimmer!
Es bleibt nur noch zu hoffen, dass es sich dabei um eine möglichst breit angelegte Offensivstrategie handelt, bei der größtmögliche Akzeptanz und Verbreitung gewährleistet sind.

Dort meint Gottfried Banner: "Ich hatte vor kurzem einen Fall. Da informierte ich erst den Lehrer, dass einer seiner Schüler gequält wird." Dann konnte der Lehrer reagieren.

Wie sehr muß die Situation bereits eskaliert sein, bis sich jemand an den Stadtschulrat wendet? Selbstverständlich blieb dem betroffenen Lehrer die krisenhafte Situation über Monate hinweg verborgen!

Im Unterrichtsministerium bietet Schulpsychologe Franz Sedlak Broschüren gegen den Druck unter Schülern an. In "Mut tut gut" werden Strategien gegen den negativen Druck empfohlen: Bei Sticheleien sollte man sich nicht provozieren lassen. Härtere Angriffe sollten mit selbstbewußtem Auftreten begegnet werden: "Man muß eine klare Grenze ziehen, auch wenn man schwächer ist."

Das Zukunftsministerium setzt eben noch auf altbewährte Broschüren.

Das Wort Ratschläge setzt sich nur zur Hälfte aus "Rat" zusammen.

Bis zu einem gewissen Grad, dies räumen alle Psychologen ein, gehört es auch zur Erziehung, sich in einer Gruppe durchzusetzen.

Womit die Aufgabenverteilung wieder einmal neu definiert ist!

 

Unter der Rubrik Beratungsangebot (der SchulpsychologInnen des LSR für Stmk.): Angebot für Lehrer

können Sie folgende Ausgangsvoraussetzungen (!) für das Beratungsangebot an steirische Lehrerinnen und Lehrer nachlesen:

"Informationen für Lehrer u. Lehrerinnen

Zusammenarbeit ist die gemeinsame Suche nach Lösungen!

Wo wir Ihre Stärken sehen:

Sie sind Pädagogin/Pädagoge
Sie erkennen schon früh bestimmte Schwierigkeiten
Sie nehmen den/die SchülerIn in der Gruppe wahr
Sie haben schon einige Lösungsversuche unternommen
Sie kennen die Lebensumstände ihrer SchülerInnen
Sie wissen, wie der/die SchülerIn mit sich selbst umgeht
Sie kennen die Stärken der SchülerInnen, die als Ressourcen nutzbar sind"

Trotz dieser restriktiven Erwartungshaltung gibt es lt. Auskunft eines Beraters (Frühjahr 2003) eine massive Überlastung des schulpsychologischen Beratungsdienstes! Dennoch wurde das vorliegende Konzept als Unterstützung in mobbingpräventiver Hinsicht abgelehnt.

Wer seinem Volk voran sein will,
stellt sich mit seinem Selbst dahinter!
Lao-tse
aus: Tao-Tê-King, Kap. 66, § 159